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Der den Koran auswendig beherrscht

Muhammad Schams-ad-Dins Lyrik in einer neuen Übersetzung

© Die Berliner Literaturkritik, 12.06.09

KLAGENFURT (BLK) – 2007 ist im Wieser Verlag Hafez Gedichtband „Diwan der Ghaselen“ neu übersetzt erschienen.

Klappentext: Die allgemeine Schwierigkeit, Lyrik von einer Sprache in eine andere zu übertragen, wird in diesem Falle noch dadurch erhöht, dass im Persischen weder Artikel noch Pronomen noch Substantiv-Endungen auf das Geschlecht von Personen hinweisen. Der Übersetzer muss sich im Deutschen jeweils nach seiner Überzeugung festlegen und die Unklarheit des Doppelsinns verlassen. Die hier vorliegende Übersetzung ist keine Nachdichtung, sondern eine möglichst authentische Übertragung.

Muhammad Schams-ad-Din, genannt HAFEZ (der den Koran auswendig kann), galt und gilt als der größte Lyriker persischer Zunge. Er wurde ca. 1320 in Schiraz geboren, war Lehrer an einer Koranschule, führte aber das ungebundene Leben eines „Rend“, d.h. eines Freigeists und allen Konventionen abgeneigten Schelmen. Er bekannte sich in all seinen Versen offen zu seiner Liebe zum Leben, der Schönheit, der Natur, dem Wein, den Freunden und den Frauen und verabscheute die Heuchelei und falsche Frömmigkeit von Sufis, Schejchs und staatlichen Aufsehern. Unter der Herrschaft des grausamen Tyrannen Mubaris-ad-Din flüchtete er oft in die Mehrdeutigkeit verschleierter Bilder und Metaphern. HAFEZ starb im Jahre 1389 in Schiraz. Die erste vollständige Übersetzung ins Deutsche von Joseph von Hammer-Purgstall 1812/13 regte Goethe zum „Westöstlichen Diwan“ an. 1858 erschien eine zweite von Vincenz Ritter v. Rosenzweig-Schwannau. (köh/mül)

Leseprobe:

©Wieser Verlag©

Nicht jeder, der in Schönheit glänzt, // kann deshalb herzbetörend sein,

nicht jeder, der sich Spiegel baut, // kann wie ein Alexander sein.

Nicht jeder, der die Mütze schief // auf's Ohr setzt und voll Hochmut blickt,

kann ein gekrönter Herrscher sein, // kann Zierde unter Fürsten sein.

Von tausend Punkten dieser hier // erweist sich feiner als ein Haar:

Nicht jeder, der den Kopf rasiert, // kann wie die Bettelmönche sein.

Mach' du dich nicht zum Untertan, // wie es um Lohn die Bettler tun:

Der Herr kennt selber sein Geschöpf, // kann Helfer und Beschützer sein.

Der Sklave bin des Strebens ich // des Rend, der seinem Wohl entsagt:

So bettelarm, wie er erscheint, // kann doch ein Alchimist er sein.

Wenn Treue und Wahrhaftigkeit // du lernen könntest, wär' das gut:

Wen du auch ansiehst — jeder Mensch // kennt Böses, und kann böse sein.

Wer von Gestalt und Angesicht // der Schönste aller Schönen ist —

wenn er gerecht und weise ist, // kann er ein Welterobrer sein.

Mein Herz, das toll vor Liebe war, // verspielte ich, und konnte nicht

verstehen, dass ein Menschenkind // kann von der Art der Engel sein ...

Zum Mittelpunkte jeden Blicks // ward nun für mich dein Schönheitsmal:

Der solcher Perle Wert ermisst, // kann nur ein Perlen-Kenner sein!

Wer Ausdruckskraft und Wortgewalt // und Klang des Persischen erkennt:

Von den Gedichten des HAFEZ // kann ihm das Herz ergriffen sein .

                                                            ©Wieser Verlag©

Literaturangaben: HAFEZ: Diwan der Ghaselen. Sämtliche Gedichte. Aus dem Persischen von Dr. Reza Hosseini-Nassab und Christiane Tagunoff. Wieser Verlag, Klagenfurt 2007. 450 S., 25,90 €.

Weblink:

http://www.wieser-verlag.com/

 

 


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