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Keats in love

Keats Liebe zu Fanny Brawne in Briefen und Gedichten

© Die Berliner Literaturkritik, 25.04.10

FRANKFURT/MAIN (BLK) – John Keats „Bright Star – Die Geschichte von John Keats und Fanny Brawne“ ist im November 2009 im Suhrkamp Verlag erschienen und mit einem Vorwort von Jane Campion versehen. Die Brief- und Gedichtesammlung „Bright Star“ ist das Buch zu Campions gleichnamigen, aktuellen Film „Bright Star“.

Klappentext: Der vorliegende Band versammelt die Briefe von John Keats an Fanny Brawne und seine Gedichte, die in jener Zeit entstanden. In ihrem Vorwort berichtet Jane Campion von ihrer Annäherung an den Dichter und sein Werk und erzählt ausführlich die Geschichte dieser unvergänglichen Liebe. Farbige Fotos aus dem Film illustrieren den Band.Es ist eine Liebe, die zum Scheitern verurteilt scheint: Zu groß sind die Unterschiede zwischen der Schneiderin Fanny Brawne und dem höchst begabten, aber schwermütigen Dichter John Keats. Auch das persönliche Umfeld der beiden stellt sich dieser Liebe entgegen.

Die 1954 in Neuseeland geborene Regisseurin Jane Campion wandte sich nach einem Kunststudium in London und Sidney dem Filmgeschäft zu. Zu ihren erfolgreichsten Filmen gehört das Meisterwerk „Das Piano“, mit dem sie nicht nur Millionenpublikum begeisterte, sondern auch die Goldene Palme in Cannes gewann. Nun widmet sich die in Australien lebende und arbeitende Autorin wieder einer großen Liebe: In ihrem Film „Bright Star“ erzählt sie in zarten und poetischen Bildern die durch einen bewegenden Briefwechsel und zahlreiche Gedichte dokumentierte Romanze zwischen John Keats und Fanny Brawne.

Leseprobe:

©Suhrkamp Verlag©

Ich finde die Geschichte von Keats und Fanny unendlich romantischer und trauriger als Romeo und Julia, weil sie sich wirklich zugetragen hat. Sie, achtzehn Jahre alt »unwissend, verspielt, nicht auf den Mund gefallen« und modebegeistert, und er, ein dreiundzwanzigjähriger, früh verwaister Dichter. Viele Faktoren begünstigten ihre Liebe – die Tiefe ihrer Gefühle, ihre Verbundenheit, ihre Beharrlichkeit und das Zusammenleben in einem Haus –, ›während anderes, wie Keats‹ Mangel an finanziellem Erfolg und seine schlechte Gesundheit, sich gegen sie verschworen zu haben schien. Schließlich erwies sich eine Reise nach Rom als letzte Hoffnung auf eine Genesung, und die Verlobten Fanny und Keats wurden getrennt. Diese Hoffnung erfüllte sich nicht, und Keats starb mit fünfundzwanzig Jahren in den Armen seines jungen Freundes Severn an Schwindsucht.

(…)

Eines Tages blieb eine schwangere Stute bei mir stehen, als die anderen Pferde schon davongetrabt waren. Mit der ganzen Behutsamkeit, die ein Huf gestattet, spreizte sie die Öffnung meiner Tasche und spähte hinein. Ich setzte mich neben die Stute und begann, mir Gedichte von Keats vorzulesen. Ich las die Ode an Psyche, die so lebhaft die Sinnlichkeit der Poesie beschreibt, und die Ode an den Müßiggang, in der Keats den verträumten Zustand des Sich-Treiben- Lassens besingt, dem ich mich selbst gerade hingab.

Reif war die Stunde! Um die Augen floß

Die Wolke seliger Muße schlummertrunken,

Mein Puls schlug sacht …

(…)

Mitunter hatte ich das Gefühl, den Sinn eines Gedichts erfaßt zu haben, nur um binnen kurzem zu erkennen, daß es doch mißverstanden hatte. Dann kam ich mir töricht vor. Aber ich war bereits in den verführerischen Sog der Worte, des Rhythmus, der Atmosphäre und Intimität geraten. Es gefiel mir, wie die Worte, ihr Klang und ihr Sinn sich gleich einem Kranz aus Gänseblümchen aneinanderreihten, verbanden, dahinströmten, zusammenfanden, wie Bäche sich mit Flüssen vereinigen. Sie wurden zu einem leisen Raunen, mit dem Keats mich mir selbst beschrieb und das dabei stets eine köstliche sinnliche Präsenz bewahrte, die mich im Innersten berührte.

(...)

Heute ist Bright Star, mein Film über die Liebe zwischen John Keats und Fanny Brawne, vollendet. Fast einhundert kleine Mädchen hatten für die Rolle von Fannys Schwester Margaret vorgesprochen und die ersten Zeilen von Endymion aufgesagt:

Wo Schönheit ist, ist Freude auch für immer:

Es wächst die Lieblichkeit, und sie wird nimmer

In nichts vergehn. Sie wird für uns behalten

Ein stilles Fleckchen, wird im Schlafe walten,

In süßem Traum, in froh gesundem Leben ….

 Beunruhigt hatte ich mich gefragt, ob die Kinder dem Gedicht gewachsen sein würden. Vielleicht würden sein Sinn und die ungewohnten Worte sie einschüchtern, so daß sie es entweder möglichst schnell herunterleiern oder ins Stottern geraten würden. Doch die Mädchen waren wie verwandelt, ja, die Worte schienen Halt und Kraft, Form und Klarheit in ihnen zu finden. Später, als die Kleinen von ihren Haustieren und Geschwistern erzählten, erlosch dieses Leuchten, wurde verdrängt von Artigkeit und Wohlerzogenheit.

©Suhrkamp Verlag©

Literaturangabe:

KEATS. JOHN: Die Geschichte von John Keats und Fanny Brawne. Mit einem Vorwort von Jane Campion und zahlreichen farbigen Fotografien aus dem Film. Suhrkamp Verlag, Frankfurt/Main 2009. 222 S., 8,90 €.

Weblink:

Suhrkamp Verlag

 


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