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„Das kurze wundersame Leben des Oscar Wao“ von Junot Díaz

Junot Díaz erzählt die Geschichte einer dominikanischen Familie

© Die Berliner Literaturkritik, 10.06.09

Von Amélie Fidric

Mit seinem ersten Roman „Das kurze wundersame Leben des Oscar Wao“ ist dem amerikanischen Autor Junot Díaz ein warmherziges, energiegeladenes, packendes Buch über eine aus der Dominikanischen Republik nach Amerika eingewanderte Familie und das Streben nach Glück gelungen. Für seinen Roman wurde der Schriftsteller und Professor am renommierten Massachussets Institute of Technology unter anderem mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet. Rund zwölf Jahre nach seinem Kurzgeschichten-Band „Abtauchen“ erscheint „Das kurze wundersame Leben des Oscar Wao“ jetzt auf Deutsch (11. März).

Der übergewichtige, Science-Fiction-besessene Oscar wächst als Sohn einer dominikanischen Familie in New Jersey auf. Der eigentlich liebenswürdige Junge ist ein Außenseiter in seinem Viertel, von den Mitschülern wird er schikaniert. Ein Leben als kluger, schwarzer Bücherwurm in einem amerikanischen Ghetto von heute wäre, wie Díaz schreibt, als hätte man „ein paar Tentakeln, die einem aus der Brust wachsen“. Während andere Spaß haben, wird Oscar nur die Rolle des Zuschauers zuteil, mit den Mädchen hat er einfach kein Glück. Dabei wünscht er sich nichts so sehr wie die große Liebe zu finden. Doch der „Fukú“, ein Fluch, der einen traurigen Einfluss auf die Geschicke seiner Familie hat, steht auch ihm im Weg – eines Tages wird Oscar dem trotzen und dabei alles riskieren.

Der Ich-Erzähler Yunior rekonstruiert die Geschichte dieser Familie, zu der neben Oscar vor allem die rebellische Schwester Lola und die unnachgiebige Mutter Beli gehören, von der Zeit unter der Diktatur Trujillos in der Dominikanischen Republik bis zum neuen Leben in den USA. Díaz erzählt vom Aufwachsen in New Jersey und in Santo Domingo, von harten Rückschlägen und dem zwiespältigen Verhältnis zur Heimat. Mit viel Humor und Wärme, aber auch ohne zu beschönigen schildert der Autor, der selbst 1968 in der Dominikanischen Republik geboren wurde und als Kind in die Vereinigten Staaten kam, ihr Leben zwischen zwei sehr unterschiedlichen Welten.

Bis zum Schluss zieht Díaz den Leser mit seiner rasanten Erzählung in seinen Bann. Sein Text ist gespickt mit Slang, derben Ausdrücken, spanischen Einschüben (zum Nachschlagen steht am Ende der deutschen Ausgabe auch ein Glossar) und Bezügen zu Science-Fiction und Fantasy, von Tolkiens „Herr der Ringe“ bis zu Marvel Comics und „Matrix“, aus denen der Autor immer wieder Stoff für urkomische Metaphern schöpft –  eine besondere, durch die deutsche Übersetzung auch gut wiedergegebene Stimme, die man so schnell nicht wieder vergisst.

Literaturangaben:

DIAZ, JUNOT: Das kurze wundersame Leben des Oscar Wao. Aus dem Amerikanischen von Eva Kemper. S. Fischer, Frankfurt am Main 2009. 369 S., 19,95 €.


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