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Brasilien: „Der grüne Riese erwacht“

Alexander Busch schreibt über die „Wirtschaftsmacht Brasilien“

© Die Berliner Literaturkritik, 22.09.09

Von Klaus Blume

Man hat Brasilien schon oft glänzende Aussichten prophezeit. „Ein Land der Zukunft“ schrieb bereits 1941 der Schriftsteller Stefan Zweig im Exil in Rio de Janeiro - und wurde für seinen Optimismus jahrzehntelang belächelt. Denn im letzten Viertel des 20. Jahrhunderts machte das Land vor allem mit Hyperinflation, Milliardenschulden und drohenden Staatsbankrotten Schlagzeilen.

Im Herbst 2009 nun ist Brasilien einer der ersten G20-Staaten, der die weltweite Rezession überwindet. Kein Zufall, meint der Journalist Alexander Busch, hat sich das Land doch in den vergangenen 15 Jahren kolossal verändert. Die „Wirtschaftsmacht Brasilien“, so der Titel seines Buches, habe die Zeiten der immer wiederkehrenden Krisen hinter sich gelassen. Das Land des fünffachen Fußballweltmeisters ist demnach auf dem Weg, auch weltpolitisch in der obersten Liga mitzuspielen.

Kaum ein Land unterschätzen wir heute so wie Brasilien“, schreibt der Südamerika-Korrespondent von „Handelsblatt“, „Wirtschaftswoche“ und „Finanz und Wirtschaft“. In seinem Buch räumt Busch auf mit dem Brasilienbild von Samba, Strand und Caipirinha. Stattdessen erzählt er die Erfolgsgeschichten brasilianischer Unternehmen: Zum Beispiel von Embraer, dem drittgrößten Flugzeugbauer der Welt, von Ambev, dem Brauereiriesen, oder von WEG, dessen Elektromotoren der Konkurrenz bei Siemens schlaflose Nächte bereiten. Alles multinationale Konzerne aus einem Land, das man früher zur „Dritten Welt“ rechnete.

Busch lebt seit 16 Jahren in Brasilien. Er kann deshalb auch viele Geschichten einfacher Menschen erzählen, die sich mit Einfallsreichtum hochgearbeitet haben und die immer einen „jeito“ (Kniff) finden, die Widrigkeiten des Alltags zu meistern. Zu den Stärken Brasiliens zählt für Busch auch, dass es - im Gegensatz etwa zu China - eine Demokratie ist. Auf internationaler Ebene sei Brasilien in der Welthandelsorganisation (WTO) schon einer der führenden Akteure.

Vieles mag sich bei Busch sehr optimistisch lesen. Doch er vergleicht eben immer das Brasilien von heute mit dem zu Beginn der 90er Jahre und hat gewaltige Veränderungen beobachtet. Er verschweigt auch nicht die Schattenseiten des Tropenlandes: Die Korruption, die Bürokratie, das Auseinanderdriften zwischen Arm und Reich und die Gewaltkriminalität. „Eines der größten Probleme Brasiliens ist die fehlende Sicherheit. Es wird auch nicht besser“, sagte Busch bei der Vorstellung seines Buches in Berlin.

Ein wichtiges Buch also für jeden, der mehr über das fünftgrößte Land der Erde wissen möchte. Umso ärgerlicher sind da die vielen Schreibfehler, die die Korrektoren des Hanser-Verlages haben passieren lassen. Verschreiber gibt es auch bei einigen Jahreszahlen: So wurde der „Plan Real“, die brasilianische Währungsreform, nicht 1995 umgesetzt, sondern 1994. Dennoch: Man sollte nicht erst die zweite Auflage abwarten, sondern das Buch jetzt lesen.

Alexander Busch (46) kam zum ersten Mal vor 25 Jahren nach Brasilien, als er während seiner Studentenzeit in Buenos Aires einen Abstecher nach Rio de Janeiro machte. Er entdeckte, wie er sagt, ein „völlig anderes Land“, in dem die Menschen, anders als in Argentinien, optimistisch waren und nach vorne schauten. Seitdem hat Brasilien ihn nicht mehr losgelassen. Um das Riesenland besser zu erfassen, hat er gleich zwei Wohnsitze: Die Wirtschaftsmetropole São Paulo im Südosten und die alte Hauptstadt Salvador im Nordosten des Landes - Luftlinie 1500 Kilometer Entfernung.

Literaturangabe:

BUSCH, ALEXANDER: Wirtschaftsmacht Brasilien. Der grüne Riese erwacht. Carl Hanser Verlag, München 2009. 272 S., 19,90 €.

Weblink:

Carl Hanser Verlag


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