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Der Laptop wird zum Schleptop

Für europäische Juden war das Jiddische die Muttersprache schlechthin

© Die Berliner Literaturkritik, 03.12.09

JERUSALEM (BLK) - Auf das „Schrajbmaschinke“ (Schreibmaschine) folgt nun das „Schleptop“ (Laptop). Und dessen Eigentümer kann endlich im „Internetz“ (Internet) eine „Blitzpost“ (E-Mail) versenden oder eine „Webart“ (Webseite) ansehen. Das Jiddische, eine noch von zwei bis drei Millionen Juden weltweit gesprochene Sprache, hält mit dem 21. Jahrhundert Schritt. Eine viertägige internationale Konferenz an der Hebräischen Universität von Jerusalem soll von Montag an nicht nur auf die goldenen Zeiten des Jiddischen zurückschauen, sondern auch neue Wörter für elektronische Medien, das Internet sowie Computer offiziell in den Sprachgebrauch aufnehmen.

Die Organisatoren wollen auch mit Vorurteilen aufräumen, wonach Jiddisch etwa vom Aussterben bedroht sei, nur noch von streng- religiösen Juden gesprochen werde oder allein für Witze tauge. „Im vergangenen Jahrzehnt haben wir ein erwachendes Interesse an der jiddischen Sprache und Kultur nicht nur bei Jugendlichen, sondern auch bei Erwachsenen gesehen, und die Nachfrage an Sprachkursen ist gewachsen“, schreiben die Konferenzveranstalter.

Jiddisch steht für jüdisch und wird mit hebräischen Schriftzeichen geschrieben. Zur Blütezeit vor 100 Jahren verstanden elf von ehemals 18 Millionen Juden die Sprache. Für Millionen Juden europäischer Abstammung war das Jiddische die Muttersprache schlechthin. Allein in Polen erschienen nach Angaben der Universität zwischen dem Ersten und Zweiten Weltkrieg 1700 Zeitungen in Jiddisch. „Der Holocaust hat dem Jiddischen einen schweren Schlag versetzt, weil Millionen jiddisch sprechende Menschen ermordet wurden. Aber das Jiddische ist nicht mit ihnen gestorben“, heißt es in dem Schreiben.

In der deutschen Sprache gibt es viele Lehnwörter aus dem Jiddischen. Besonders bekannt sind „Schlamassel“, „meschugge“ (verrückt), „Mischpoke“ (Familie) und „chuzpe“ (Dreistigkeit, Unverschämtheit). Das Wort „Schleptop“ für einen Laptop leitet sich von „Schlep“, dem mühseligen Tragen oder Schleppen einer Last ab. (dpa/olb)


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