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Kommissar Adamsbergs neuer Fall

Fred Vargas’ neuester Krimi „Der verbotene Ort“

© Die Berliner Literaturkritik, 06.05.09

Von Frauke Kaberka

17 Schuhe, ordentlich aufgereiht vor dem Hauptportal von Highgate, dem berühmten Londoner Friedhof, sind an sich schon ein ungewöhnlicher Anblick. Dass aber in dem Schuhwerk noch sauber über dem Knöchel abgeschnittene Füße stecken, haut auch hartgesottene Polizisten um. Kommissar Adamsberg aus Paris, der zu einer Tagung in der britischen Hauptstadt weilt, ist heilfroh, dass er als Gast nichts mit dem gruseligen Fund zu tun hat. Denkt er – und täuscht sich gewaltig. Die französische Schriftstellerin Fred Vargas legt sozusagen die Fußspuren zu einem weiteren Fall des Pariser Ermittlers in ihrem neuen Roman „Der verbotene Ort“. Und die führen den Mann ganz schön in die Irre.

Gegen das, was Adamsberg und sein Adlatus Danglard in Paris erwartet, waren die Schuhe von Highgate vergleichsweise ein harmloses Stillleben. Denn sie werden zu einem Mordfall gerufen, bei dem von dem Opfer nicht mehr viel übrig geblieben ist – außer Matsch. Der Mörder hat einen alten reichen Mann so gut wie pulverisiert – mit Kettensäge, Axt, Hackklotz und Steinen. Rekonstruktion unmöglich. Und was zunächst aussieht wie die Tat eines Rasenden, entpuppt sich später als ein Ritualmord – ähnlich dem, der einige Zeit zuvor in Österreich geschah.

Was sich dann abspielt, ist ein irrsinnig gutes Netzwerk von Recherche, Intrige, Thrill und Aberglaube; Stichwort: Vampire. Und Humor. So grausig die Verbrechen auch sind – Vargas schafft mit leichter Feder eine wunderbare Balance zwischen Gut und Böse, Komischem und Traurigem. Dem rasanten Tempo der Verbrecherwelt setzt sie die eher gemütliche Gangart des Kommissars entgegen, dem intellektuellen Danglard den äußerst naiven Estalère. Wer Vargas-Krimis liebt, kann sich auf die altbekannten Gesichter der Ermittlertruppe freuen, zu der auch wieder einer stößt, der sich in einem der früheren Romane im Zorn von seinem Chef und dem Team trennte.

Was sich dann abspielt, ist ein irrsinnig gutes Netzwerk von Recherche, Intrige, Thrill und Aberglaube; Stichwort: Vampire. Und Humor.

Ähnlich wie ihre amerikanischen Autorenkolleginnen Elizabeth George und Donna Leon bindet Vargas familiäre Episoden ihrer Dauer-Protagonisten ein und so die Leser an sich, die nach der Lektüre ihrer Bücher mehr von ihnen erfahren wollen. Im „Verbotenen Ort“ hat sie gewissermaßen eine neue Baustelle eröffnet: Adamsberg hat „Familienzuwachs“ bekommen. An Liebenswürdigkeit steht Adamsberg übrigens einem Inspektor Lynley (George) oder einem Commissario Brunetti (Leon) in nichts nach.

In puncto Schrulligkeit aber hat er den Kollegen einiges voraus, so seine Unfähigkeit, sich englische Vokabeln oder Namen zu merken. Um es seinen grauen Zellen leichter zu machen, kürzt er die Namen oft ab. Und so wird „Plog“ – diese Abkürzung steht gleich für mehrere Namen – hier zum Wegweiser, der Adamsberg sogar in ein Kaff nach Serbien führt, in die finstere Welt der Untoten, und letztendlich auch zu den 17 Schuhen mit Füßen von Highgate. Ein mörderisch guter Roman, der auch Nicht-Krimi-Fans gefallen kann.

VARGAS, FRED: Der verbotene Ort. Aus dem Französischen von Waltraud Schwarze. Aufbau Verlag, Berlin 2009. 423 S., 19,95.€.


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