Werbung

Werbung

Werbung

Der neue Kehlmann-Roman „Ruhm“

Interview mit dem Bestseller-Autor Daniel Kehlmann über Schreiben und Erfolg

© Die Berliner Literaturkritik, 19.01.09

 

HAMBURG (BLK) – Der 34 Jahre alte Schriftsteller Daniel Kehlmann wird als „Wunderkind“ der zeitgenössischen deutschsprachigen Literatur gefeiert. Mit seinem Roman „Die Vermessung der Welt“ über die Gelehrten Carl Friedrich Gauß und Alexander von Humboldt gelang ihm vor vier Jahren ein Megabestseller. Allein in deutscher Sprache ging das Werk 1,4 Millionen Mal über die Ladentheken. Vor wenigen Tagen kam nun sein neuester Roman „Ruhm – Ein Roman in neun Geschichten“ auf den Markt (Startauflage: 200 000). Darin geht es – wie der Titel vermuten lässt – um Ruhm, aber auch um Vergänglichkeit, den Austritt aus dem eigenen Leben in ein anderes und immer wieder ums Schreiben. In einem schriftlich geführten Interview mit der Deutschen Presse-Agentur dpa spricht der in Wien und Berlin lebende Autor über Erfolgsdruck, sein Verhältnis zum Schreiben und über Woody Allen.

In Ihrem neuen Roman „Ruhm“ ist der neurotische Schriftsteller Leo von den immer gleichen Fragen seiner Leserschaft aus dem Bildungsbürgertum genervt. Was antworten Sie auf die Frage, woher Sie Ihre Ideen bekommen, wo Sie die besten Einfälle haben – wie Leo in der Badewanne?

Kehlmann: „Da gebe ich unterschiedliche Antworten, im Gegensatz zu Leo habe ich mir keinen Standard zurechtgelegt. Oft sage ich, dass ich die Einfälle aus der Zeitung stehle.“

Und was stimmt tatsächlich?

Kehlmann: „Die Badewanne. Aber das würde ich nie zugeben.“

Demselben Autor Leo entgleitet in der Geschichte „Rosalie geht Sterben“ die Handlung völlig. Inwieweit entwickeln Ihre Geschichten beim Schreiben ein Eigenleben, schreiben Sie in einem spontanen Fluss oder haben Sie die Geschichte von Anfang an komplett im Kopf?

Kehlmann: „Ich habe sie ziemlich komplett im Kopf, aber oft entwickeln die Dinge sich dann ganz anders. ,Rosalie geht sterben’ ist eine Geschichte, die alle Karten offen legt. Es ging mir beim Schreiben tatsächlich so, wie ich in der Geschichte sage, dass es mir beim Schreiben ging. In dem Fall liegt das Geheimnis wirklich in der völligen Ehrlichkeit.“

In „Ruhm“ geht es viel um das Schreiben, das Schaffen neuer, eigener Welten. Da liegt die Frage nahe: Wie viel steckt von Daniel Kehlmann in den Figuren?

Kehlmann: „Viel – aber noch mehr steckt in der Atmosphäre, in der Luft, im Licht, im Tonfall des Buches. Das bin wirklich ich.“

Nach einem Welt-Bestseller wie „Die Vermessung der Welt“ haben Leser und Kritiker eine enorme und oft auch sehr klare Erwartung an den Nachfolgeroman. Inwieweit hatte Ihr Erfolg Einfluss auf „Ruhm“? Wie begegnen Sie dieser Erwartungshaltung, diesem Erfolgsdruck?

Kehlmann: „Ich begegne dem Erfolgsdruck nicht, denn wenn ich ihn ignoriere, existiert er nicht. Das Beste am Erfolg ist doch die Freiheit, die er einem verschafft.“

Sie selbst haben inzwischen enormen Ruhm erlangt, auf der Straße werden Sie aber weniger erkannt – ebenfalls ein Thema in Ihrem neuen Roman. Wie gehen Sie denn ganz persönlich mit Ihrem Erfolg und Ihrer Popularität um?

Kehlmann: „Wie Woody Allen – mit gnadenloser Selbstverspottung.“

Im „Spiegel“ haben Sie Ihr neues Werk als „eine Art Gegenbuch“ zur „Vermessung der Welt“ bezeichnet. Zuvor hatten Sie ein Buchprojekt wieder zur Seite gelegt. Arbeiten Sie bereits an etwas Neuem?

Kehlmann: „Ich arbeite an etwa zwölf neuen Dingen. Das genau ist das Problem.“

Sie werden mal als Fan von Philip Roth, mal von Vladimir Nabokov bezeichnet. Welche literarischen Vorbilder haben Sie und welche Lektüre liegt bei Ihnen auf dem Sofa oder Nachttisch?

Kehlmann: „Man kann doch ein Fan von beiden sein, oder? Im Augenblick lese ich die englische Übersetzung – die deutsche ist noch nicht fertig – von Roberto Bolanos Meisterwerk ,2666’. Posthum veröffentlicht, ein Roman, der Literaturgeschichte schreiben wird.“ (dpa/nic)

Mehr über den Autor Daniel Kehlmann


Bookmark and Share

BLK mit Google durchsuchen: