FRANKFURT AM MAIN (BLK) – Dietmar Dath rezensiert in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ Christian Krachts Antihistorienspiel „Ich werde hier sein im Sonnenschein und im Schatten“.
Schauplatz ist eine Welt, in welcher der Zürcher Exilant Lenin die Schweiz bolschewisiert hat, statt nach Russland zurückzukehren. Die europäischen Großmächte und die ins Geschichtemachen nachdrängenden „Amexikaner“ liefern einander einen unaufhörlichen Krieg. Ein junger afrikanischer Parteikommissär erlebt, wie alles Große und Massive, auch sein Geschichtsbild, kriegsmüdigkeitsbedingt zerfällt.
Die Sprache von Kracht sei so eingerichtet, dass sie Welten aller Farben und Fürchterlichkeiten eben bloß nicht erschließen, sondern erschaffen und verwandeln könne, schreibt Dietmar Dath. Mit der Schauerromantik seines phantastischen Szenarios befriedige er auf göttlich komische Weise die Sehnsucht der spätesten bürgerlichen Kunst nach der „linken Peitsche“. Christian Kracht sei der abgebrühteste Waffenlose, den die Militärschriftstellerei je erlebt habe, meint Dath. (bah/dan)
Literaturangaben:
KRACHT, CHRISTIAN: Ich werde hier sein im Sonnenschein und im Schatten. Roman. Verlag Kiepenheuer & Witsch. Köln, 2008. 150 S., 16,95 €.
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