FRANKFURT AM MAIN (BLK) – Martin Thoemmes bespricht in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ den Roman „Eine Art Verrat“ von Karl Heinz Bittel. Dieses vom Rezensenten als „Dokumentar-Roman“ bezeichnete Werk, behandelt die Beziehung zwischen Thomas Mann und seinem Sohn Klaus. Die bekannten Fakten, soweit sie durch Quellen belegt und bekannt sind, wurden getreu übertragen. Anderes, wie innere Monologe und Gespräche sind fiktiv, könnten aber so stattgefunden haben.
Wie Mann in seiner Erzählung „Unordnung und frühes Leid“ gibt Bittel seinen Protagonisten Synonyme: „Cornelius“ ist Thomas Mann, „Bert“ sein Sohn Klaus. Der Vater-Sohn-Konflikt, welcher sich zwischen beiden entspinnt, findet einen Höhepunkt in der Bitte Berts, den prominenten Namen Cornelius’ für eine – seiner Aussage nach – unpolitische Emigrantenzeitschrift Ende der dreißiger Jahre zu verwenden. Da sie dennoch politisch wird, fühlt sich der eigentlich antinationalsozialistisch eingestellte Cornelius von seinem Sohn übel getäuscht. Um das Verlegen seiner im Entstehen begriffenen Werke in Hitler-Deutschland trotzdem zu ermöglichen, ist die Thomas Mann-Figur Cornelius bemüht, sich öffentlich von dieser Zeitschrift zu distanzieren.
Es gelinge Bittel nicht, so der Rezensent, einen aus sich heraus lebensfähigen Roman zu erschaffen, was sich in dem Fehlen eines gewissen Spannungsmomentes für Kenner der Familie Mann zeige. Trotzdem befördere Kenntnisreichtum, psychologisches Einfühlungsvermögen und sprachliche Eleganz die Lust des Lesers an der Lektüre. Vor allem aber die Entnahme der Namen seiner Romanfiguren aus Thomas Manns Erzählung sei nach Ansicht Thoemmes’ ein kluger Einfall des Autors gewesen. (phi)
Literaturangaben:
BITTEL, KARL HEINZ: Eine Art Verrat. Osburg Verlag, Berlin 2008. 301 S., 19,95 Euro.
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