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Des eigenen Glückes Schmied

Sonja Lyubomirskys Ratgeber „Glücklich sein“

© Die Berliner Literaturkritik, 10.04.08

 

FRANKFURT AM MAIN (BLK) – Sonja Lyubomirskys Buch „Glücklich sein. Warum Sie es in der Hand haben, zufrieden zu leben“ ist im Campus Verlag erschienen.

Klappentext: Über das Glück gibt es mittlerweile viele Bücher. Warum noch eins? Weil es bislang keines geschafft hat, dem Glück empirisch fundiert auf die Schliche zu kommen. Denn die Wissenschaft vom Glück ist der Schlüssel zu mehr Wohlbefinden und Lebensfreude.

Teilte man das Glücksempfinden in uns auf, entfielen 50 Prozent auf unsere Grundeinstellung, zehn Prozent auf unsere Lebensumstände und sage und schreibe 40 Prozent auf das, worauf wir aktiv Einfluss nehmen können. Also tun wir das doch! Neueste Forschungsergebnisse werden in diesem Buch so aufbereitet, dass man sie praktisch umsetzen kann. Im Zentrum steht dabei ein Navigationssystem, das dem Leser hilft, aus zwölf Glücksaktivitäten seine individuelle Glücksstrategie zusammenzustellen. Denn: Glück hat nichts mit dem Glauben an Gurus oder dem Lesen von Kalendersprüchen zu tun, sondern mit wissenschaftlichen Fakten, mit denen man an seinem Glück aktiv arbeiten kann.

Sonja Lyubomirsky studierte Psychologie in Harvard und Stanford und gewann bereits während ihres Studiums zahlreiche Auszeichnungen und Stipendien. Mit der Frage, was Menschen glücklich macht, beschäftigt sie sich seit mehr als 16 Jahren, u. a. unterstützt durch ein staatliches Forschungsprogramm des National Institute of Mental Health. Sie ist Professorin für Psychologie an der University of California, Riverside. (tan/wip)

 

Leseprobe:

© Campus Verlag ©

Einleitung

Jeder von uns will glücklich sein, auch wenn wir dies nicht zugeben oder es lieber anders ausdrücken möchten. Ob wir uns beruflichen Erfolg, spirituelle Erfüllung, Selbstfindung oder Liebe und Sex wünschen, letztlich geht es uns vor allem um unser persönliches Glück. Aber nur selten wissen wir, wie viel und was wir selbst zu unserem Glück beitragen können. Doch wenn Sie einmal Ihre Überzeugungen zum Glück ganz allgemein und zu Ihrem persönlichen Glück im Speziellen hinterfragen, werden Sie erkennen, dass es tatsächlich möglich ist, ein glücklicheres Leben zu führen, dass Sie es selbst in der Hand haben und dass es vielleicht das Wichtigste und Entscheidendste ist, was Sie für sich und die Menschen in Ihrer Umgebung tun können. Ich hoffe, dass dieses Buch Sie dazu anregt.

Was ist Glück? Was ist das Geheimnis des Glücks? Können wir ein glücklicheres Leben führen? Und können wir das neue Glück festhalten? Das sind fundamentale Fragen, die ich als empirische Psychologin seit Beginn meiner Karriere erforsche. Als ich im Alter von zweiundzwanzig Jahren als Doktorandin mit meinen ersten Untersuchungen begann, hatte die Glücksforschung an der Universität keinen sonderlich guten Ruf. Glück galt als unwissenschaftliches und undefinierbares »Kuschelthema«. Doch dank des immer individualistischeren Zeitgeistes zu Beginn des neuen Jahrhunderts ist das Glück in den Sozialwissenschaften in jüngster Zeit zu einer regelrechten Mode geworden.

Ist das Glück also eine vorübergehende Marotte, wie Hula-Hoop-Reifen, Dauerwellen und Rollschuhdiskos? Diesen Eindruck könnte man fast gewinnen, wenn man sich die Flut der Artikel in Zeitungen und Zeitschriften, die Fernsehdokumentationen, Bücher, Zitate, Blogs und Podcasts zum Thema Glück ansieht, die zurzeit den Markt überschwemmt. Allerdings haben die meisten davon wenig mit wissenschaftlichen Erkenntnissen am Hut.

Viele meiner Forscherkollegen gehen deswegen auf Distanz, doch ich halte es für wichtig, sich in die gegenwärtige Glücksdiskussion einzuschalten und sie auf eine wissenschaftliche Grundlage zu stellen. Warum? Weil ich fest davon überzeugt bin, dass die Wissenschaft einen großen Beitrag zu unserem Glück und Wohlbefinden leisten kann. Für die Mehrheit der Menschen auf allen Kontinenten und in allen Kulturen der Erde ist Glück eines der wichtigsten Lebensziele, für sich und vor allem für ihre Kinder. Wenn wir glücklich sind, haben nicht nur wir selbst etwas davon, sondern auch unsere Familie, unsere Kollegen, unsere Freunde und unsere ganze Gesellschaft. Wenn wir etwas dafür tun, um glücklicher zu werden, fühlen wir uns nicht nur subjektiv besser, wir haben auch mehr Energie, sind kreativer, stärken unser Immunsystem, festigen unsere Beziehungen, arbeiten produktiver und erhöhen unsere Lebenserwartung. Das Glück ist der Heilige Gral oder, um es mit Aristoteles zu sagen, »das Ziel, zu dem alles strebt … und in dem der Mensch als Mensch zur Vollendung kommt«.

Die Wissenschaft des Glücks hat es verdient, mehr als eine vorübergehende Modeerscheinung zu sein. Glücklich sein zu wollen ist ein ernst zu nehmendes, legitimes und würdiges Ziel. Bei einem Blick in die Klassiker der Literatur und Philosophie stellen wir fest, dass die Suche nach dem Glück so alt ist wie die Menschheit selbst. Viele Menschen leiden, noch mehr fühlen sich leer und unerfüllt, und es ist ein berechtigter Wunsch, ein Leben mit mehr Freude, weniger Sorgen, mehr Ruhe und weniger Unsicherheit leben zu können.

Ich beschäftige mich seit achtzehn Jahren mit dem Thema Glück, zunächst als Doktorandin in Stanford, heute als Professorin an der University of California in Riverside. In dieser Zeit hat sich die Glücksforschung als Teil einer neuen Disziplin namens »Positive Psychologie« rasant weiterentwickelt. Diese Forschungsrichtung geht der Frage nach, was unser Leben lebenswert macht. Sie wird motiviert von der Überzeugung, dass eine Psychologie, die Menschen eine positive Lebenseinstellung vermittelt und ihnen hilft, ein möglichst glückliches Leben zu führen, genauso wichtig ist wie die traditionelle Psychologie, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, psychische Krankheiten zu lindern. Dass sich die Psychologie mit dem Wohlbefinden und der persönlichen Erfüllung beschäftigt, scheint eigentlich auf der Hand zu liegen, trotzdem haben sich die Psychologen seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts fast ausschließlich auf psychische Erkrankungen, Störungen und die dunklen Seiten des Lebens konzentriert.

Die Psychologen von heute haben jedoch ehrgeizigere Ziele. Während der letzten zehn Jahre hat die Forschung große Fortschritte gemacht, und zwar nicht nur in der Entwicklung neuer Methoden zur Behandlung der Depression, die kranken Menschen helfen, dass es ihnen besser geht, sondern auch in der Entwicklung von Methoden, die gesunden Menschen helfen, dass es ihnen ausgezeichnet geht. Wir leben in einer neuen Ära. Monat für Monat erscheinen neue Veröffentlichungen darüber, wie wir mehr Glück erreichen und dieses Glück erhalten können und wie wir ein erfüllteres, produktiveres und angenehmeres Leben führen können. Leider erscheinen diese Forschungsergebnisse vor allem in Fachzeitschriften, die in Universitätsbibliotheken ausliegen und kaum ein breiteres Publikum erreichen. In diesem Buch stelle ich die neuen Erkenntnisse zum Thema Glück zusammen, erläutere sie und zeige Ihnen, was Sie selbst tun können, um dauerhaft größeres Wohlbefinden zu erleben.

Ich bin keine klinische Psychologin, keine Trainerin und kein Selbsthilfe-Guru, sondern Naturwissenschaftlerin. Dies ist meines Wissens der erste praktische Ratgeber zum Thema Glück, dessen Autorin eigene Forschungen zum Thema Glück angestellt hat. Freunde und Kollegen haben mich lange gedrängt, dieses Buch zu schreiben, doch die Erkenntnisse sind erst jetzt so weit gereift, dass sie sich in Form von spezifischen Empfehlungen weitergeben lassen. Glücklich sein unterscheidet sich von vielen Ratgebern, da es eine Zusammenstellung von Erkenntnissen bietet, die Glücksforscher, inklusive meiner selbst, in ihren empirischen Untersuchungen gewonnen haben. Alles, was Sie in diesem Buch lesen, hat eine wissenschaftliche Grundlage, die Glücksaktivitäten, die ich Ihnen vorstelle, wurden von mir und meinen Kollegen entwickelt und erprobt. Wenn die Beweislage unklar ist oder ein bestimmtes Thema nicht ausreichend erforscht ist, weise ich unmissverständlich darauf hin. Theorien, Statistiken und Erkenntnisse werden durch Endnoten und Literaturhinweise belegt. Wenn Sie einen bestimmten Aspekt vertiefen möchten, bieten Ihnen die Endnoten Hinweise auf weiterführende Literatur. Wenn Sie diese als störend empfinden, ignorieren Sie sie einfach.

Vielleicht fragen Sie sich, warum es so wichtig ist, dass die Empfehlungen in einem Ratgeber wissenschaftlich fundiert sind. Doch empirische Untersuchungen haben viele Vorteile gegenüber zufälligen oder klinischen Beobachtungen. Die wissenschaftliche Methode erlaubt es, Ursache und Wirkung auseinanderzuhalten und ein Phänomen systematisch und vorurteilsfrei zu untersuchen. Wenn beispielsweise ein Zeitschriftenartikel erklärt, tägliche Meditation mache glücklicher oder ein bestimmtes Heilkraut helfe gegen Kopfschmerzen, dann lässt sich diese Behauptung nur mithilfe eines sogenannten Doppelblindexperiments, in dem Versuchspersonen zufällig einer Meditations- (oder Heilkraut-) und einer Kontrollgruppe zugeordneten werden, bestätigen oder widerlegen. Die Wissenschaft ist zwar nicht perfekt, doch ihre Erkenntnisse sind zuverlässiger als die Beobachtungen einer Einzelperson, die aufgrund ihrer begrenzten Erfahrungen und Vorurteile Rat erteilt.

© Campus Verlag ©

Literaturangaben:
LYUBOMIRSKY, SONJA: Glücklich sein. Warum Sie es in der Hand haben, zufrieden zu leben. Aus dem Amerikanischen von Jürgen Neubauer. Campus Verlag, Frankfurt am Main 2008. 355 S., 19,90 €.

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