Von Laszlo Trankovits
WASHINGTON (BLK) – Der Senkrechtstarter in der US-Politik, Senator Barack Obama, hat im Kampf um das Weiße Haus bei der ersten Abstimmung in Iowa die Hoffnungen seiner Anhänger erfüllt. Souverän setzte er sich gegen seine Konkurrenten in der demokratischen Partei, Senatorin Hillary Clinton und Ex-Senator John Edwards, durch. Aber gleichgültig, ob der schwarze Politiker aus Illinois nach den Vorwahlen in den kommenden Monaten wirklich Kandidat seiner Partei wird oder nicht: Sehr vieles spricht auch unabhängig von der US-Präsidentschaftswahl 2008 für eine große politische Karriere des blendend aussehenden, charismatischen Harvard-Juristen.
Diese Überzeugung teilen die ersten beiden deutschen Autoren, die sich in jetzt erschienenen Büchern dem 46-jährigen Obama widmen. Die Washington-Korrespondenten Markus Günther („WAZ“ und andere deutsche Zeitungen) sowie Christoph von Marschall („Der Tagesspiegel“) werfen einen deutschen Blick auf den möglichen ersten schwarzen Präsidenten der USA. Sie versuchen die Frage zu beantworten, ob der Sohn eines kenianischen Austauschstudenten und einer weißen Amerikanerin tatsächlich, wie er verspricht, die Hoffnung auf ein neues, versöhntes Amerika erfüllen kann.
Sie zeichnen das Bild eines beeindruckend klugen und vielversprechenden Politikers, dessen Stärken bisher aber vor allem in seiner Persönlichkeit, in Rhetorik, Stil und Auftreten zu finden sind – und weniger in einer neuen politischen Vision. Von Marshall nennt ihn dennoch schon den „schwarzen Kennedy“.
Beide Autoren warnen Europa davor zu glauben, Obama würde einen radikalen Politikwandel nach dem Abschied des unpopulären Republikaners George W. Bush bringen. Die Verbündeten könnten zwar von einem Präsidenten Obama mehr Absprache und Offenheit erwarten; allerdings drohe auch die Erwartung, dass Europa in der Weltpolitik mehr Verantwortung übernehmen müsse, wenn schon nicht immer militärisch, so dann doch politisch und finanziell, schreibt von Marschall. Obama wolle noch mehr als Bush Verbündete „mit massivem Druck“ zwingen, bei der Terrorbekämpfung weltweit mitzumachen, so Günther.
Die verlegerischen Schnellschüsse beeindrucken mit lebendigen Schilderungen des Wahlkampfs, Reflexionen über Gesellschaft und politische Kultur der USA und intensiver Beschäftigung mit der spannenden und wechselhaften Biografie Obamas. Günther spricht fast übertrieben selbstkritisch von „hastig aufgeschriebenen Notizen eines Reporters“ – dabei vermittelt die kurzweilige Lektüre weit mehr als nur einen oberflächlichen Eindruck über die Untiefen der US-Politik, den Kampf um das Weiße Haus oder die schillernde Figur Obamas.
Von Marschall hat einen mehr analytischen Anspruch: Er geht mehr auf grundsätzliche Themen – wie die Rassenfrage oder die Rolle der Religion – ein, setzt sich mit Unstimmigkeiten in Obamas Selbstdarstellung auseinander. Allerdings spürt man nicht zuletzt durch manche Wiederholungen im Text den Zeitdruck, unter dem sich der Autor sah. Der größte Mangel beider Bücher ist sicher, dass die Autoren keine Chance hatten, Obama persönlich näher kennenzulernen. US-Präsidentschaftskandidaten lassen ausländische Journalisten besonders im Wahlkampf spüren, dass sie keine große Bedeutung haben. Es ist für US-Politiker schließlich schon schwer genug, die 300 Millionen Menschen zählende US-Gesellschaft medial zu erreichen.
Literaturangaben:
GÜNTHER, MARKUS: Barack Obama – Amerikas neue Hoffnung. Verlag Wißner, Augsburg 2007. 208 S., 16,80 €.
MARSCHALL, CHRISTOPH VON: Barack Obama – Der schwarze Kennedy. Orell Füssli Verlag, Zürich 2008. 220 S., 24 €.
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