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Deutscher Buchpreis für Uwe Tellkamps DDR-Epos „Der Turm“

Der 39-jährige Autor erhält eine Siegprämie von 25.000 Euro

© Die Berliner Literaturkritik, 13.10.08

 

FRANKFURT AM MAIN (BLK) – Eigentlich wollte er gar keinen so dicken Wälzer schreiben. Dann ist es doch ein fast 1.000 Seiten langes Buch geworden: Für sein DDR-Epos „Der Turm“ hat Uwe Tellkamp am Montagabend (13. Oktober) in Frankfurt den Deutschen Buchpreis 2008 erhalten.

Der 39 Jahre Autor galt als heißer Favorit für den „Roman des Jahres“, den die deutsche Buchbranche am Vorabend der Frankfurter Buchmesse unter sechs Finalisten im Kaisersaal des Frankfurter Römer (Rathaus) kürte. In den Feuilletons ist Tellkamps Buch in den vergangenen Wochen bereits als meisterhafter Abgesang von Buddenbrookschen Qualitäten auf die DDR-Gesellschaft gefeiert worden.

Der gebürtige Dresdner entwirft darin ein monumentales Panorama der untergehenden DDR. Am Beispiel des Bildungsbürgertums seiner Heimatstadt schildert er die letzten sieben Jahre der zerfallenden Republik. „Den Lesern erschließen sich wie nie zuvor Aromen, Redeweisen und Mentalitäten der späten DDR“, begründete die Jury ihre Auszeichnung.

In die Endausscheidung hatten es außerdem Ingo Schulze („Adam und Evelyn“), Dietmar Dath („Die Abschaffung der Arten“), Iris Hanika („Treffen sich zwei“), Sherko Fatah („Das dunkle Schiff“) und Rolf Lappert („Nach Hause schwimmen“) geschafft. Der Preis, den eine jährlich wechselnde Jury am Vorabend der Frankfurter Buchmesse vergibt, ist mit insgesamt 37.500 Euro dotiert. Der Sieger erhält 25.000 Euro, die fünf restlichen Finalisten jeweils 2.500 Euro.

Der Roman, in dessen Mittelpunkt eine Medizinerfamilie steht, ist stark autobiografisch geprägt – zu „34,57 Prozent“ wie Tellkamp scherzhaft sagt. Der Autor hatte als NVA-Panzerkommandant 1989 den Befehl verweigert und wurde kurz vor der Wende inhaftiert. Später wurde er Arzt und arbeitete in einer Klinik in Dresden. Heute lebt er mit Frau und Kind in Freiburg im Breisgau.

Tellkamp, der sich nach der Preisverleihung aus Verbundenheit mit seiner Heimatstadt eine Dresdner „Winzermütze“ aufgesetzt hatte, gab sich bescheiden: „Ich werde mich vom Preis nicht abhalten lassen, mein Tagwerk zu tun.“ Der Preisträger äußerte zugleich die Hoffnung, dass die Bücher aller Finalisten in der Öffentlichkeit wahrgenommen werden. In einer schönen Geste bat er seine Mitstreiter zum Gruppenbild aufs Podium, nachdem er zum Sieger erklärt worden war.

Der Deutsche Buchpreis hat sich innerhalb kurzer Zeit zur Auszeichnung mit der größten öffentlichen Aufmerksamkeit in Deutschland entwickelt. Der vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels vergebene Preis wurde zum vierten Mal verliehen. Der Preis orientiert sich an ausländischen Vorbildern wie dem britischen Man Booker Prize oder dem französischen Prix Goncourt und will der deutschen Literatur auch im Ausland mehr Geltung verschaffen. Im vergangenen Jahr hatte Julia Franck („Die Mittagsfrau“) den Preis erhalten.

Die wettkampfähnliche Form des Preises mit Longlist (20 Bücher) und Shortlist (sechs Bücher) hat nicht bei allen Begeisterung ausgelöst. Dies haben Daniel Kehlmann („Die Vermessung der Welt“), der mit seinem Bestseller 2005 auf der Shortlist stand, und auch TV- Buchkritikerin Elke Heidenreich scharf kritisiert. Börsenvereinsvorsteher Gottfried Honnefelder hielt den Kritikern am Montagabend (13. Oktober)  entgegen, dass der Preis eine literarische Öffentlichkeit in Deutschland schaffe. Zwangsläufig sei das Urteil der Jury immer „subjektiv“.

Tellkamp selbst kann sich durchaus vorstellen, künftig weniger voluminöse Werke abzuliefern. In einer schnelllebigen Zeit wie heute habe ja kaum noch einer Zeit für so dicke Bücher, witzelte er. Über möglichst viele Leser – das Buch ist bereits vor der Preisverleihung auf der Bestsellerliste aufgetaucht – freut er sich natürlich dennoch. (dpa/mir)

Rezensionen zu „Der Turm“ von Uwe Tellkamp

Der Deutsche Buchpreis im „BLK“-Blickpunkt:

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