Von Hubert Kahl
MADRID (BLK) - Knapp zwei Wochen vor seinem 100. Geburtstag ist der spanische Dichter José Antonio Muñoz Rojas gestorben. Seine Heimatstadt Antequera in Südspanien hatte bereits ein umfangreiches Programm vorbereitet, um den mehrfach ausgezeichneten Literaten zu dessen Jahrestag zu ehren. „Die Veranstaltungen zu Ehren des Dichters werden trotzdem stattfinden“, teilte Bürgermeister Ricardo Millán am Dienstag (29.9.) mit. „Nur wird der Schriftsteller sie nun leider nicht mehr miterleben.“
Muñoz Rojas wäre am 9. Oktober 100 Jahre alt geworden. Am Tag vor dem Geburtstag findet in Antequera bei Málaga ein internationaler Kongress über das umfangreiche Werk des Poeten statt. Der Autor selbst, ein zurückhaltender und überaus bescheidener Mann, hatte von den Ehrungen eigentlich nichts wissen wollen. „Ihr verliert nur Eure Zeit“, hielt er den Gelehrten vor, die in den vergangenen Wochen in Seminaren über sein Werk debattiert hatten.
Der Autor hatte für seine Schriften zahlreiche Auszeichnungen erhalten, darunter den spanischen Nationalpreis für Poesie (1998), den Königin-Sofía-Preis für iberoamerikanische Poesie (2002) und die Ehrenbürgerwürde der Region Andalusien. Neben Gedichten verfasste er Erzählungen, juristische Abhandlungen und Reiseberichte. Er gehörte zum Umkreis der berühmten Dichtergruppe der „Generation von 27“ um Poeten wie Vicente Aleixandre, Federico García Lorca oder Rafael Alberti. Der Liedermacher Miguel Poveda vertonte einige seiner Verse.
Muñoz Rojas konnte es nie so recht verwinden, dass er all die berühmten Kollegen überlebte. Vor mehreren Jahren gab er das Schreiben auf. „Nach so langer Zeit fragt man sich, wozu das Ganze gut sein soll“, sagte er. „Vielleicht wissen es die Leser. Ich weiß es nicht.“ Als sein Verlag ihm mitteilte, dass er einen zweiten Band des Gesamtwerks herausgeben werde, meinte der Autor lapidar: „So ein Blödsinn!“
In der Nacht zum Dienstag starb er. „Im Grunde hatte er keine gesundheitlichen Probleme“, sagte Autor Juan Benítez, der die Feierlichkeiten zur Ehrung von Muñoz Rojas koordiniert. „Er hatte nur genug vom Leben.“