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Donna Leon einmal anders

Donna Leon: Von hungernden Schlangen und heilenden Hirschen

© Die Berliner Literaturkritik, 14.01.11

Leon, Donna: Tiere und Töne, Diogenes Verlag, Zürich 2011, 140 Seiten, 19,90 €

Von Frauke Kaberka

Wenn Donna Leon mal keine Krimis schreibt, hört die Amerikanerin mit Vorliebe Händel. Sie ist, wie sie stets bekennt, ein absoluter Fan des berühmten Barockmusikers. Nicht nur zur Entspannung. Der gebürtige Hallenser inspiriert sie in vielerlei Hinsicht.

So kommt es nicht von ungefähr, dass Leon nun einen Band vorlegt, der „Tiere und Töne“ in wunderschöner Weise miteinander vereint. In Händels Arien kommen häufig Tiere vor, denen die Autorin zwölf launige Essays gewidmet hat. In dem schon lange geplanten Projekt verarbeitet sie Wissen aus mittelalterlichen Tierdichtungen, den Bestiarien, aus der antiken Naturgeschichte von Plinius, den Schriften des Herodot und der Enzyklopädie des Isidor von Sevilla und verbindet alles mit eigenen Anschauungen und humorvollen Kommentaren.

Mythologisches, Legenden und die sich im Laufe der Geschichte stets verändernden Bilder von Lebewesen aus heimischen Gefilden, aber auch fremden Kulturen vereinen sich in „Tiere und Töne“ mit Händels zauberhaften Arien, denn eine CD liegt dem Büchlein bei. Dem nicht genug: Michael Sowa (nicht zuletzt auch bekannt durch seine witzigen Illustrationen der „Wumbaba“-Reihe) hat alle Beiträge mit Bildern versehen, die nicht nur schön sind, sondern auch wieder von seinem herrlich skurrilen Humor zeugen.

Was uns Leon also erzählt, ist herzerfrischend und sicherlich in vielen Details auch unbekannt. Wer wusste schon, dass Herodot glaubte, eine Löwin trage in ihrem Leben nur ein einziges Junges aus, da dieses im Mutterleib die Gebärmutter mit seinen Krallen zerstöre. Zum Glück irrte der griechische Historiker, sonst wäre diese Spezies wohl schon ausgestorben. Plinius glaubte gar an die Auferstehung totgeborener Löwen. Was dem Löwen stets zuerkannt wurde, sind Mut und nach den Bestiarien auch Güte, da er verschone, was sich unterwerfe.

Auch Schlangen - in der Antike hochverehrt, nach urchristlichen Deutungen das Böse schlechthin - können den Überlieferungen zufolge durchaus mit Auferstehung und ewigem Leben rechnen. So hungerten sie beispielsweise zwei Wochen lang, um dann abgemagert ihre schlotternde Haut abzustreifen und sich - innen wie außen rundum erneuert - weiter durchs Leben zu schlängeln. Hirsche andererseits können heilen, die Nachtigall ist eine Supermami, Frösche sind weit mehr als eine biblische Plage und Turteltauben treu bis in den Tod.

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In jedem der Essays, die sich des Weiteren mit Biene, Tiger, Elefant, Nachtfalter und Phönix beschäftigen, stellt Leon abschließend den Bezug zur entsprechenden Händel-Arie her. Wer dann beim Lesen noch dazu die mitgelieferte Musik „Il Complesso Barocco“ hört, die übrigens von Leon-Freund und Händel-Spezialist Alan Curtis dirigiert wurde, bereitet sich ein sinnliches Vergnügen, das dazu auch noch den Horizont erweitert.

Weblink: Diogenes Verlag


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