BRÜSSEL (BLK) - Die EU-Kommission will sich bei der umstrittenen Digitalisierung von Büchern US-Regeln zum Vorbild nehmen. Konkret geht es um die Schaffung eines EU-weiten Registers, das Informationen über Rechteinhaber sammelt und Einnahmen für digitalisierte Bücher verteilt. Dies könne „eine korrekte rechtliche Basis sein, die die Digitalisierung vereinfacht und den Konsumenten Zugang zu nicht mehr gedruckten Büchern oder solchen mit ungeklärtem Urheberrerecht ermöglicht“, teilte EU-Medienkommissarin Viviane Reding am Dienstag in Brüssel nach einem Treffen mit Experten mit. „Ich möchte in den nächsten Monaten daran arbeiten, Vorschläge für eine solche Gesetzgebung zu machen“, kündigte die Kommissarin an.
In den USA soll ein solches „Book Rights Registry“ im Zuge eines Vergleichs zwischen dem Internetkonzern Google und Autoren ins Leben gerufen werden. Die Vereinbarung sieht vor, dass Google gegen eine Zahlung von 125 Millionen Dollar auch Copyright-geschützte Bücher für die Online-Suche ins Netz stellen darf. Zwar soll der Vergleich nur in den USA gelten, dennoch sorgte er in Europa - besonders auch in Deutschland - für heftige Kritik. Die im vergangenen Oktober geschlossene Vereinbarung muss am 7. Oktober noch von einem New Yorker Gericht genehmigt werden.
Bundesjustizministerin Brigitte Zypries (SPD) äußerte bereits in einem Brief an das Gericht die Bedenken der Bundesregierung. Auch Autoren wandten sich gegen das so genannte „Google Books Settlement“. In einem schriftlichen Appell protestierten mehr als tausend Unterzeichner, darunter prominente Autoren wie Hans Magnus Enzensberger und Daniel Kehlmann, gegen das Vorhaben. „Wir hatten eine sehr fruchtbare Diskussion mit Kommissarin Reding“, ließ Google am Dienstag in Brüssel verlauten. „Wir kamen überein, dass Millionen von Büchern, die nicht mehr gedruckt werden, nicht verstauben dürfen“, sagte ein Sprecher des Internet-Konzerns. In den vergangenen Jahren hat Google weltweit rund zehn Millionen Bücher digitalisiert.
„Europas Antwort auf das ‚Google Books Settlement’ sollte kein ‚kultureller Krieg’ gegen den technischen Fortschritt sein“, betonte Reding. Europa habe in dieser Debatte nichts zu fürchten, weil auf dem Kontinent Kultur, Kreativität und Millionen von Büchern ihr Zuhause hätten. „Deshalb haben wir bei der Digitalisierung am meisten zu bieten und am meisten zu gewinnen.“ (dpa/kum)