Von Winfried Stanzcik
In den letzten Jahren dreht sich die ökologische Debatte hauptsächlich um die drohende Klimakatastrophe, hervorgerufen durch den Ausstoß von Kohlendioxid, mit der Perspektive sich weiter ausbreitender Wüsten, steigenden Meeresspiegeln, schmelzender Polkappen und vor allen Dingen dramatischer und heute kaum vorstellbarer Flüchtlingsströme, gegen die die gegenwärtigen Migrationsbewegungen auf der Welt und im Süden Europas ein Peanut sein werden.
Der Schriftsteller und Ökonom Erik Orsenna, Mitglied der Academie francaise und Direktor des Centre International de la Mer weiß das alles und weist in seinem hier vorliegenden Buch bei „einer Reise um die Welt“ auf eine andere, in ihren Folgen nicht weniger dramatische Entwicklung hin, auf die im übrigen Wissenschaftler, aber auch Politologen schon seit langem hingewiesen haben, etwa in der Analyse der ökologischen Hintergründe der Konflikte im Nahen Osten. Es geht um „Die Zukunft des Wassers“. Das Wasser als Grundlage allen Lebens ist der Ausgangspunkt von Orsennas Überlegungen: „Am Anfang aller Humanität steht das Wasser. Am Anfang alle Würde, aller Gesundheit, aller Bildung, aller Entwicklung.“
Orsenna hat die problematischen Zonen des Wassers auf der Welt bereist und berichtet in einem lockeren Stil darüber, der so manches Mal hilft, das, was er da beschreibt überhaupt mental auszuhalten. So ist etwa das Kapitel über Bangladesch eine reine Apokalypse.
Doch er bleibt nicht bei der reinen Beschreibung der Phänomene und sieht bei aller Dramatik Perspektiven für die Zukunft. Weil am Anfang aller Humanität das Wasser steht, weil es ein natürliches und gemeinschaftliches Gut ist, das auch schon vor der Umweltkrise auf der Welt sehr ungleich verteilt war und es noch ist, sieht Orsenna in der Verwaltung des Wassers eine politische Aufgabe und eine quasi weltsolidarische. Der Inhalt des Buches ist harter Stoff, die Zukunftsperspektiven sind alles andere als rosig, dennoch hofft der Rezensent mit vielen anderen optimistischen Menschen (vgl. Sandra Richter, Lob des Optimismus, C.H. Beck 2009), dass das, was im Zusammenhang mit Finanzkrise und Erdwärmung in den letzten beiden Jahren an zuvor nicht für möglich gehaltener internationaler Zusammenarbeit möglich war, sich noch weiter entwickeln wird und mithelfen kann, neben dem Engagement jedes einzelnen, das Orsenna für unabdingbar hält, der Welt und ihren Lebewesen eine Zukunft zu erhalten. Wer wie der Rezensent in einer Familie lebt mit einem kleinen Kind, der kann gar nicht anders denken und handeln.
Literaturangaben: ORSENNA, ERIK: Die Zukunft des Wassers. C.H. Beck, München 2010. 319 S., 21,95 €.
Weblink: C. H. Beck