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Die Kinder des Heiligen Landes

Deborah Ellis’ Band „Wenn ich einen Wunsch frei hätte…“

© Die Berliner Literaturkritik, 29.04.08

 

FRANKFURT AM MAIN (BLK) – Im März ist Deborah Ellis’ Band „Wenn ich einen Wunsch frei hätte… Kinder aus Israel und Palästina erzählen“ im Campus Verlag erschienen.

Klappentext: Die Kinder des Heiligen Landes – ob Israelis oder Palästinenser – sind gezeichnet vom jahrzehntelangen Krieg in ihrer Heimat. So sehr Herkunft und Erziehung, Religion und Kultur sie trennen, so verbindet sie auf der anderen Seite das gemeinsame Leid, die Hilflosigkeit und der Wunsch, dass alles ein Ende haben möge.

Deborah Ellis lässt die Kinder zwischen den Fronten zu Wort kommen. Offen und authentisch, anrührend und brutal schildern diese Kinder ihren Alltag, ihre Träume, Wünsche und Hoffnungen für ihr Leben und ihr zerrissenes Land. Mona, 11: „Ich will doch niemanden in die Luft jagen. Aber für die Soldaten bin ich kein Kind, für sie bin ich der Feind. Ich mag sie nicht, aber ich bin nicht ihr Feind. Ich will einfach nur zur Schule gehen.“ Hakim, 12: „Die Soldaten haben mir in die Beine geschossen. Wir haben Steine nach ihnen geworfen und sie haben uns verfolgt. Die Ärzte sagen, ich sei 15 Mal getroffen worden. Ich habe nur einen Wunsch: wieder gesund zu werden. Damit ich weiterkämpfen kann.“ Merav, 13: „Meine Freunde, meine Familie und ich leben mitten im Krieg. Wir sind umgeben von Menschen, die uns töten wollen. Das macht mir Angst. Aber wir müssen Hoffnung haben.“

Deborah Ellis, Jahrgang 1960, ist Schriftstellerin und engagierte Friedensaktivistin. Sie hat bereits zahlreiche Kinder- und Jugendbücher veröffentlicht, darunter „Die Sonne im Gesicht“ und „Das Radiomädchen“. Ihre Bücher wurden mehrfach international ausgezeichnet. Deborah Ellis lebt in Toronto.

Daniela Kulot, geboren 1966, lebt als freischaffende Malerin, Kinderbuchillustratorin und Autorin in Augsburg. Viele ihrer Bilderbücher wurden internationale Erfolge. Sie illustrierte unter anderem Cornelia Funke, Christine Nöstlinger und Achim Bröger. Weitere Informationen unter www.daniela-kulot.de. (car/wip)

 

Leseprobe:

© Campus Verlag ©

Einleitung

 

Die Kinder und Jugendlichen, die in diesem Buch zu Wort kommen, wohnen alle in einem kleinen Landstrich am Rande des Mittelmeers. Dieses Land, das früher Palästina hieß, ist den Juden, den Muslimen und den Christen heilig. Aber die Region befindet sich seit mehr als 50 Jahren im Krieg.

Der Völkermord während des Zweiten Weltkriegs führte dazu, dass viele Juden nicht länger auf den Schutz durch ihre Regierungen vertrauten. Sie wollten sich selbst schützen und in ihrem eigenen Land Israel ohne Angst vor Verfolgung und Vernichtung leben können. Allerdings stellte sich da ein großes Problem: Dort wohnten bereits die Palästinenser. Palästinenser ist die Bezeichnung für die arabische Bevölkerung in diesem Land. Ihre Familien waren schon seit Generationen dort angesiedelt, betrieben Ackerbau und Viehzucht und gründeten Firmen und Städte.

Sowohl die Juden als auch die Araber sind tief in dieser Gegend verwurzelt – ihre Wurzeln reichen Tausende von Jahren zurück. Und in der Vergangenheit haben sie häufig friedlich nebeneinander gelebt. Doch in den letzten 100 Jahren entstanden Probleme, da die Araber der Meinung sind, dasselbe Land, das den Juden für ihren neuen Staat zuerkannt worden war, gehöre eigentlich ihnen.

1947 entwarfen die Vereinten Nationen einen Plan, der Palästina in zwei Staaten unterteilte – einen jüdischen und einen arabischen. Die Palästinenser und die benachbarten arabischen Staaten lehnten diesen Plan ab, doch Israel erklärte im Mai 1948 seine Unabhängigkeit. Daraufhin marschierten aus Jordanien, Ägypten, Syrien, dem Libanon und dem Irak Truppen ein, was zum ersten Arabisch-Israelischen Krieg führte. Am Ende dieses Krieges kontrollierte Israel den größten Teil Palästinas; viele Palästinenser waren in benachbarte Länder geflohen oder lebten nun in ihrem eigenen Land in Flüchtlingslagern.

Es folgten weitere Kriege, und die Spannungen zwischen Israel und seinen arabischen Nachbarn wuchsen, bis sie 1967 im Sechs-Tage-Krieg ihren Höhepunkt erreichten. Nach dem Ende dieses Krieges hielt Israel die Sinaihalbinsel und den Gazastreifen besetzt und hatte von Jordanien das Westjordanland und von Syrien die Golanhöhen erobert. Das Ergebnis war, dass Palästina heute in Israel und die beiden als Palästinensergebiete bekannten Zonen Westjordanland und Gazastreifen geteilt ist. Die Vereinten Nationen haben Israel seither immer wieder aufgefordert, seine Truppen abzuziehen, doch konnten sich beide Seiten nicht darüber einigen, wie genau das vor sich gehen könnte.

Der anhaltende Streit um dieses Land führt dazu, dass die Kinder dort an einem Ort aufwachsen, wo ständig Krieg geführt wird. Manchmal müssen sie mit Explosionen, Kanonendonner und dem Lärm von Kampfhubschraubern über ihren Köpfen leben. Manchmal werden Freunde von ihnen in die Luft gesprengt, wenn sie in einen Bus einsteigen.

Dem Krieg zu entfliehen ist unmöglich. Er hat Familien getrennt, Nachbarn zu Feinden gemacht und dafür gesorgt, dass unschuldige Menschen Angst voreinander haben.

Ich habe mich im November und Dezember 2002 einige Wochen in Israel und den Palästinensergebieten aufgehalten. In den Monaten vor meinem Besuch hatte es eine Reihe von palästinensischen Selbstmordattentaten gegeben, und die Israelis hatten daraufhin ihre Truppen in palästinensische Dörfer und Flüchtlingslager geschickt und praktisch über alle Palästinenser Hausarrest oder eine Ausgangssperre verhängt.

Diese Ausgangssperre dauerte noch an, als ich mich in der Region aufhielt, wurde mal aufgehoben, dann wieder erneuert und schränkte auch meine Bewegungsfreiheit ein. Viele der Interviews, die ich vor meiner Abreise aus Kanada verabredet hatte, konnte ich deshalb nicht führen. Das war für mich ein eindringliches Beispiel für die Enttäuschungen, die die dort lebenden Menschen täglich erleben, wenn ihre Pläne von einem Moment auf den nächsten von außen zunichte gemacht werden.

Ich bat die Kinder, die ich traf, mir von ihrem Leben zu erzählen, davon, was sie glücklich macht, ängstlich oder wütend, und inwiefern der Krieg sie beeinträchtigte. Sie erzählten mir ihre Wünsche für die Zukunft.

© Campus Verlag ©

Literaturangaben:
ELLIS, DEBORAH: Wenn ich einen Wunsch frei hätte… Kinder aus Israel und Palästina erzählen. Übersetzt von Birgit Schmitz. Mit Illustrationen von Daniela Kulot. Campus Verlag, Frankfurt am Main 2008. 192 S., 16,90 €.

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