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Die Lit.Cologne beginnt

Ein wenig Ablenkung für die Kölner durch das beliebte Literatur-Festival

© Die Berliner Literaturkritik, 11.03.09

 

Von Christoph Driessen

KÖLN (BLK) – Etwas Ablenkung kann Köln in diesen Tagen gut gebrauchen, doch nach einem Fest dürfte den wenigsten zumute sein. Der Einsturz des Historischen Stadtarchivs wird die Lit.Cologne nicht unberührt lassen. Einige Veranstaltungen des Literaturfestivals mussten sogar rasch noch verlegt werden: Sie sollten ursprünglich im Friedrich-Wilhelm-Gymnasium stattfinden, nur wenige Meter von der Einsturzstelle entfernt.

Grundsätzlich ist die Lit.Cologne eine Erfolgsgeschichte. Zwar pflegt man in Köln seit jeher einen unbefangenen Umgang mit Superlativen: Wenn sich in der Stadt was tut, ist es schnell das größte, tollste oder beliebteste Event seiner Art. Als die Lit.Cologne vor acht Jahren aus der Taufe gehoben wurde, sprachen die Veranstalter gleich davon, Köln solle für die Literatur werden, was Cannes für den Film sei. Heute aber können die Kölner ihren Anspruch längst mit Zahlen untermauern.

Die neunte Ausgabe von diesem Donnerstag (12. März) bis zum 21. März umfasst 158 Veranstaltungen, zu denen 65.000 Besucher erwartet werden. 90 Prozent der Karten sind schon verkauft. Damit ist die Lit.Cologne nach Angaben der privaten Veranstalter das größte Literaturfest Europas. Wohin man auch kommt, überall stehen die Leute in langen Schlangen für Restkarten an. Wie ist das zu erklären, noch dazu in einer Stadt, die nach den Worten ihres bedeutendsten Schriftsteller-Sohnes Heinrich Böll (1917-1985) keine Literatenszene besaß?

Die Veranstalter haben es verstanden, der Lit.Cologne einen ausgeprägten Eventcharakter zu verleihen. Und für Events sind die Kölner empfänglich. Schon seit Jahren bestärkt die Stadt den Bürger in seiner Selbstwahrnehmung als Metropolenbewohner, indem sie ihm auf zahlreichen Plakatwänden versichert: „Unser Köln – eine der größten Eventstädte Europas.“ Nur Ortsfremde würden fragen, was mit dieser Parole bezweckt wird. Als Kölner liest man das einfach immer wieder gern.

Die Lesungen bei der Lit.Cologne finden nicht in Buchhandlungen statt, es muss mindestens ein Schiff auf dem Rhein, das Polizeipräsidium oder das Elefantenhaus sein und im besten Fall ein Flugzeug auf dem Weg von Köln nach Berlin. Eigentlich sind es auch gar keine Lesungen. In Köln trifft Alt-Aufklärer Oswalt Kolle auf Jung-Autorin Alexa Hennig von Lange. Eva Mattes, Harry Rowohlt und mehrere Gastrokritiker diskutieren über Kochshows und Promi-Dinner. Hannelore Hoger und Richy Müller geben eine Einführung in die „Geschichte der Onanie“.

Comedians wie Dirk Bach, Helge Schneider und Konrad Beikircher sind Stammgäste der Lit.Cologne, ebenso wie Elke Heidenreich, die auf der neuen Internetseite lit.colony.de ihre vom ZDF gestrichene „Lesen!“-Sendung weiterführt. So expandiert die Lit.Cologne immer weiter. Ihr Potenzial scheint noch lange nicht ausgeschöpft. (phi)

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