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Petra Oelkers neuer Kriminalroman

Der lange Weg zur Buchheldin Rosina

© Die Berliner Literaturkritik, 08.07.09

Von Ulrike Cordes

Im malerisch an einem Kanal gelegenen Kaffeegarten in Hamburg fühlt Petra Oelker sich fast wie zu Hause. „Ich wohne ganz in der Nähe, komme gern hierher“, sagt die Autorin von Krimi-Bestsellern, die alle im 18. Jahrhundert in der Hansestadt angesiedelt sind. Die 62-Jährige hat nicht — wie ihre Romanfigur Großkaufmann Claes Herrmanns es bevorzugt — Café bestellt, sondern Tee. Doch auch das passt ja zu einer „Lady of Crime“ mit englischen Vorfahren mütterlicherseits.

Gerade ist der neunte Band ihrer Reihe um die pfiffige Bürgersgattin, einstige Wanderkomödiantin und Hobby-Ermittlerin Rosina erschienen: „Die Schwestern vom Roten Haus“. Fast eine Million beträgt die Gesamtauflage der 1997 begonnenen Reihe. Bevor es soweit war, hatte auch Petra Oelker weit zu gehen: „Ich bin ein politischer Mensch, wollte wie viele früher die Welt verändern“, erinnert sich die im Emsland geborene Förstertochter an die 70er Jahre. Damals habe sie sich jedoch keiner Polit-Gruppierung angeschlossen, sondern „mit großen Augen“ und „voller aufrichtiger Empörung über all die Ungerechtigkeiten“ lange ihren eigenen Weg gesucht.

Medizinisch-technische Assistentin wurde Petra Oelker zunächst, arbeitete in mehreren kleineren Städten. Nach dem Abitur auf dem zweiten Bildungsweg studierte sie in Hamburg Sozialpädagogik. In Problemvierteln der Metropole war sie aktiv in der Kinder- und Rockerarbeit: „Wir haben ganze Familien betreut. Doch ich war unglücklich, weil man für mein Gefühl nie genug helfen konnte“, sagt Oelker. Immer habe es „diese helfenden Dinger“ in ihrem Leben gegeben: „Ich hab' schon als Kind die Nachbarskinder rumgeschleppt.“ Aus dem Gefühl von Verunsicherung heraus entstanden noch der Beginn eines Jura- und eines Pädagogikstudiums, Altenarbeit, ein Kneipenjob.

„Als kleines Mädchen war ich viel mit meinem Vater in der Natur, habe genaues Hingucken und Benennen gelernt“, erklärt sie, „sonst könnte ich heute gar keine Romane schreiben.“ Selbst hätte sie sich das ohnehin nie zugetraut — und glaubt bis heute an reine Zufälle: „Als in den 80er Jahren in Hamburg eine politische Zeitung gegründet wurde, wollte ich dort nur tippen“, sagt sie lächelnd. „Doch man vertraute mir eigene Artikel an.“ Später schrieb sie für „taz“ und „Brigitte“ — und resümiert: „Ich konnte Menschengeschichten.“

So fern das 18. Jahrhundert auch erscheint: „Die Menschen sind eigentlich immer die gleichen geblieben“, findet die 62-Jährige. Ungerechtigkeit und bornierte Bürger, sympathische, selbstbewusste Außenseiter und fortschrittliche Gedanken lassen sich denn auch bei Rosinas neuem Fall finden. Und wer eintaucht in „Die Schwestern vom Roten Haus“, das an Fasnacht 1773 mit einer toten Dienstmagd in der zugefrorenen Alster beginnt, spürt durchaus ein Stück von Petra Oelkers ureigenem Wunsch nach einer besseren Welt.

OELKER, PETRA: Die Schwestern vom Roten Haus. Ein historischer Kriminalroman. Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 2009. 448 S., 8,95 €.

Weblink:

Rowohlt Verlag


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