OSTFILDERN (BLK) – Im Hatje Cantz Verlag ist der Band „Impressionistinnen“ der Herausgeber Ingrid Pfeiffer und Max Hollein erschienen.
Klappentext: Die längst überfällige Wiederentdeckung des weiblichen Anteils an der impressionistischen Bewegung – überraschende und begeisternde Arbeiten wirklich bedeutender Malerinnen.
Ein großes Publikum begeistert sich für impressionistische Malerei und strömt in Ausstellungen zur Epoche. Aber warum werden dort neben Werken von Monet, Manet, Degas, Renoir oder Pissarro nur so wenige ihrer Malerkolleginnen gezeigt?
Denn auch in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gab es Berufskünstlerinnen, und die hochkarätigen und attraktiven Ölbilder, Pastelle, Aquarelle, Zeichnungen und Radierungen dieses Bandes stammen von vier der bedeutendsten unter ihnen: Berthe Morisot, eine zentrale Gestalt der impressionistischen Bewegung, Mary Cassatt, die als von Degas respektierte Kollegin eine sehr eigenständige Rolle spielte, Eva Gonzalès, eine begabte Manet-Schülerin, und Marie Bracquemond, deren schmales Œuvre höchste Qualität beweist: Die Arbeiten der Französinnen und der Amerikanerin spiegeln unterschiedliche Lebensläufe und weibliche Erfahrungswelten. Sie wurden bisher erst selten präsentiert, sodass in der Publikation viele „neue“, weithin noch unbekannte, überraschende Bilder auf ihre Entdeckung warten. (tan/wip)
Leseprobe:
© Hatje Cantz Verlag ©
In der durchgängig von männlichen Kritikern, Juroren, Kunsthändlern und Sammlern dominierten Kunstwelt des 19. Jahrhunderts gab es nicht nur mehr professionelle Künstlerinnen, als allgemein bekannt ist, sondern auch viele, die sich innerhalb der schwierigen Lebens- und Arbeitsbedingungen in ihrer Epoche erfolgreich behaupten konnten. Es existieren zwar keine offiziellen Statistiken, aber die Zeitschrift „Gazette des Femmes“ schätzte 1883 die Zahl der professionell arbeitenden französischen Künstlerinnen (Malerinnen und Bildhauerinnen) auf etwa 3000. In der Epoche des Impressionismus kamen rund 1000 amerikanische Künstler jährlich zum Studium nach Paris, davon ein Drittel Frauen.
Es soll gezeigt werden, wie und warum gerade unter den Impressionisten vier Künstlerinnen – drei Französinnen und eine Amerikanerin – zu Akzeptanz und kurzzeitigem Ruhm gelangen konnten, sie aber zum Teil später in Vergessenheit gerieten. Bis heute wird unsere Sicht auf die Geschichte der modernen Kunst und auf den Impressionismus von einer Generation von Kunsthistorikern geprägt, die etwa ab 1900 dem Impressionismus als Inbegriff moderner Malerei zu Ruhm und Anerkennung verhalfen, eine Einschätzung, die bis heute unvermindert anhält. Diese Kunsthistoriker formulierten den „Kanon“, benannten die „Genies“ und herausragenden Einzelpersönlichkeiten (wie Manet, Monet, Renoir, Degas, Pissarro, später Cézanne, Gauguin und van Gogh), die, so die gängige Lesart, die Entwicklung der modernen Kunst maßgeblich vorangetrieben haben.
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Literaturangaben:
PFEIFFER, INGRID / HOLLEIN, MAX (Hrsg.): Impressionistinnen. Berthe Morisot, Mary Cassatt, Eva Gonzalès, Marie Bracquemond. Hatje Cantz Verlag, Ostfildern 2008. 320 S., 305 Abb., davon 274 farbig, 39,80 €.
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