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Dieter Wellershoff: Nachwuchs wird von Fördernetzwerk aufgefangen

„Ungeheure Signalwirkung“ hätten Literatur-Förderpreise, meint der Autor

© Die Berliner Literaturkritik, 03.03.08

 

KÖLN (BLK) – Ein dichtes Netzwerk und ein „reich entwickeltes Stipendiensystem“ bescheinigt der Schriftsteller Dieter Wellershoff (82) der jungen deutschen Literaturszene. „Es wird auf keinen Fall zu wenig gefördert“, meinte der Autor („Der Liebeswunsch“) in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa in Köln. „Eher besteht die Gefahr der Plantagenkultur.“ Wellershoff soll an diesem Dienstag (4. März 2008) zusammen mit den Nachwuchsautoren Jörg Albrecht („Drei Herzen“) und Marion Poschmann („Schwarzweißroman“) auf dem Literaturfest Lit.Cologne unter dem Titel „Fördern!“ lesen und diskutieren.

„Es gibt so viele Stipendien, Workshops, Auslandsaufenthalte – da wird der literarische Nachwuchs von einer Förderung zur nächsten weitergereicht“, sagte Wellershoff. Das sei gut, berge aber auch die Gefahr der Monotonie. Wie Albrecht (26) und Poschmann (38) wurde auch der Schriftsteller einst mit dem Förderpreis des Landes Nordrhein-Westfalen ausgezeichnet (1962). Seine jüngeren Kollegen sind Preisträger des Jahres 2007.

„Im Vergleich zu meiner Zeit gibt es heute fünfmal so viele Autoren. Da finde ich es trotz aller Förderung keine schöne Vorstellung, heute jung zu sein und mit dem Schreiben anzufangen.“ Die Szene sei unübersichtlich und komplex. „Da besteht eine große Gefahr, unterzugehen.“

„Ungeheure Signalwirkung“ hätten daher Literatur-Förderpreise. „Die sind wie Werbung für die Bücher.“ Ob damit zugleich eine Garantie für die Qualität der prämierten Literatur einhergehe, bezweifelte der 82-Jährige, der als langjähriger Lektor unter anderem Heinrich Böll und Rolf Dieter Brinkmann betreut hatte. „Wenn man die Klappentexte liest, denkt man: das sind alles Genies. Da weiß man in der Regel nicht, ob man ein Buch lesen soll.“

Vor allem aber herrschten feste Schemata und Konsensdenken. Wellershoff riet jungen Autoren daher, ihre „eigene Sicht“ zu entwickeln. „Es ist etwas Wunderbares, den eigenen Weg zu gehen.“

(Gespräch: Susanne Schmetkamp, dpa/wip)


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