Diskussion um Suhrkamp-Archiv

Ungewisse Finanzierung von Bund und Baden-Württemberg

MARBACH AM NECKAR (BLK) - Die Finanzierung des Suhrkamp-Archivs sorgt für Zündstoff zwischen dem Marbacher Literaturarchiv und dem Kulturstaatsminister. Während das Literaturarchiv mit einer Beteiligung des Bundes an den Kosten für den Ankauf der bedeutenden Verlagsarchive von Insel und Suhrkamp rechnete, zeigte sich der zuständige Minister überrascht. „Uns liegt kein Förderantrag vor“, sagte Hagen Philipp Wolf, Sprecher des Kulturstaatsministers Bernd Neumann (CDU), am Montag (8.2.). So habe es bisher auch keine Zu- oder Absage gegeben. Im Haushalt 2010 stehe kein Geld zur Verfügung. Das Literaturarchiv verweist dagegen darauf, dass sich der Bund und das Land Baden-Württemberg in der Vergangenheit immer in gleichem Umfang an Kosten beteiligt hätten.

„Seit bald 60 Jahren ist es Usus in Marbach, dass der Bund die Landesmittel noch einmal drauflegt“, sagte der Marbacher Direktor Ulrich Raulff. In diesem Fall wären das 1,5 Millionen Euro. Welchen Wert das Archiv hat, wollte er nicht sagen.

Der Vorwurf, es liege kein Antrag vor, sei „spitzfindig“, betonte Raulff. Im Dezember habe das Literaturarchiv um eine finanzielle Beteiligung des Bundes gebeten. Vor Dezember 2009 habe das Archiv nicht formal an den Minister herantreten können, weil erst die Entscheidung der Erben über den Verkauf abgewartet werden musste.

Das Ministerium besteht dagegen auf dem formalen Weg. Wolf sagte: „Wenn man beabsichtigt, ein Archiv zu kaufen, und dafür Bundesmittel einkalkuliert, ist es notwendig, einen entsprechenden schriftlichen Antrag zu stellen und eine verbindliche Zusage zu bekommen.“ Das sei hier nicht geschehen. Raulff will jetzt erneut das Gespräch suchen. “Ich sehe keinen Grund, warum der Minister jetzt auf einmal von der langen Tradition der Co-Finanzierung abweichen sollte.“ (dpa/wer/kör)

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Deutsches Literaturarchiv Marbach