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Drei Buchvorstellungen

Neuerscheinungen von Julius H. Schoeps, Volker Seitz und Stephan Kulle

© Die Berliner Literaturkritik, 29.07.09

Biografie einer Dynastie: „Das Erbe der Mendelssohns“

Der Autor und Biograf Julius H. Schoeps ist selbst Nachfahre dieser bedeutenden Familie. In seinem Buch „Das Erbe der Mendelssohns“ zeichnet er die Lebensgeschichten dieser weit verzweigten, ungewöhnlichen und ursprünglich jüdischen Dynastie nach, die mit dem Kaufmann und Philosophen Moses Mendelssohn im 18. Jahrhundert begann und deren wohl berühmtester Spross der Komponist Felix Mendelssohn Bartholdy war. Der Stammbaum am Anfang des Werkes veranschaulicht, wie viele interessante und einflussreiche Persönlichkeiten der Familie entstammen: Bankiers, Kaufleute, Denker, Dichter, Komponisten, die mit ihren unterschiedlichen Begabungen Geschichte und Kultur des Landes nachhaltig geprägt haben. Durch ihren vom Nazi-Regime erzwungenen Niedergang gerieten die Mendelssohns fast in Vergessenheit. Die umfangreiche Biografie verspricht genussvolle Lektüre, eine gelungene Ergänzung zum Text ist der umfangreiche Bildteil.

Afrika wird armregiert oder Wie man Afrika wirklich helfen kann“

Vor dem Hintergrund des gerade zu Ende gegangenen G8-Gipfels, der Afrika als eines der Schwerpunktthemen behandelte, ist das Buch des Autors Volker Seitz von besonderer Aktualität. Er war lange für das Auswärtige Amt tätig, zuletzt in der deutschen Botschaft in Kamerun, ist also ein ausgewiesener Kenner. Dies befähigt ihn zu der scharfen Analyse „Afrika wird armregiert oder Wie man Afrika wirklich helfen kann“. Er schildert, wie sich die korrupten Eliten in Afrika — auch „Wa Benzi“ in Anlehnung an die von ihnen bevorzugte Automarke genannt — schamlos bereichern, wie Menschenrechtsverletzungen an der Tagesordnung sind, welche verheerenden Folgen die Verharmlosung von Aids hat. Er berichtet aber auch, wie Ressourcen, Bodenschätze und „Human Ressources“ vergeudet werden. Es fehlt an Bildung und dem fehlenden Zusammenhalt der afrikanischen Länder. Und die Entwicklungshilfe, wie sie bisher geleistet wurde, ist oft fehlgeleitet — eine Erkenntnis, die sich langsam durchzusetzen scheint. Der Autor stellt klare Forderungen, nimmt die Regierungen außerhalb des Kontinentes und die Eliten Afrikas in die Verantwortung. Und er zeigt auf, wie Entwicklungshilfe aussehen müsste, um wirklich etwas zu bewirken. Zugleich appelliert er an die Welt, Afrika mit Respekt zu begegnen und die Bedeutung seiner Kultur zu entdecken und zu achten.

Zu Besuch in der Stille: „40 Tage im Kloster des Dalai Lama“

Der Theologe, Journalist und Autor Stephan Kulle hat eine viel beachtete Biografie über Papst Benedikt XVI. geschrieben; mit diesem Buch wendet er sich dem geistlichen und politischen Oberhaupt der Tibeter zu. 40 Tage verbrachte er in McLeodanji, dem Dorf des Dalai Lama. Die bewegende Schilderung seines Aufenthaltes zeugt von dem tiefen Eindruck, den dieser auf den Christen Kulle machte. Nach der Lektüre des Buchreports „40 Tage im Kloster des Dalai Lama“ vermag man nachzuvollziehen, worin die Faszination des Buddhismus auch und gerade auf westlich geprägte Menschen liegt. Kulle schildert das tägliche Leben im Kloster vom Wecken bis zum Schlafengehen und nimmt so den Leser in dieses Leben mit. So sehr ihn auch die Stille und Mystik des Klosters in seinen Bann zieht — der Verfasser verlässt nie den Blickwinkel des Journalisten. Er widmet sich auch den politischen Fragen, denn der Dalai Lama ist nicht nur geistiger Führer, sondern auch eine politische Figur. Dieser Wechsel zwischen der Schilderung des meditativen Lebens der Mönche, dem Alltag mit seinen Problemen und den Fragen nach der Zukunft der Tibeter macht das Buch kurzweilig und leicht lesbar.

Literaturangaben:

SCHOEPS, JULIUS H.: Das Erbe der Mendelssohns. Biographie einer Familie. Fischer Verlag, Frankfurt 2009. 496 S., 29,95 €.

SEITZ, VOLKER: Afrika wird armregiert oder Wie man Afrika wirklich helfen kann. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2009. 220 S., 14,90 €.

KULLE, STEPHAN: 40 Tage im Kloster des Dalai Lama. Scherz Verlag, Frankfurt 2009. 396 S., 19,95 €.

Weblinks:

Fischer Verlag / Deutscher Taschenbuch Verlag / Scherz Verlag


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