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Drei Bücher in einer Sammelrezension

Neue Werke von Wolfgang Gründinger, Ina Weisse und Clara Rojas

© Die Berliner Literaturkritik, 13.07.09

Fakten und Details zum „Aufstand der Jungen“

Wolfgang Gründinger ist Mitte 20, er ist Schriftsteller, Politikberater und Sprecher eines „Think Tanks“ des renommierten Club of Rome. Mit seinem neuen Buch allerdings dürfte er sich wenig neue Freunde unter den älteren Menschen in Deutschland machen. Unter dem Titel „Aufstand der Jungen“ widmet er sich dem Schreckgespenst des „demografischen Wandels“, der überalterten Gesellschaft. Angesichts der Fronten zwischen Alten und Jungen stellt Überflieger Gründiger einen Gegenentwurf vor. Er kritisiert zwar, dass die alte der jungen Generation ein schweres Erbe hinterlässt, egal ob bei der Rente, der Staatsverschuldung, Ökologie, Bildung oder dem Arbeitsmarkt. Einen „Krieg der Generationen“ will er aber vermeiden. Detailreich und leicht verständlich wirbt Gründinger in seinem Buch vielmehr für einen „Aufstand der Jungen“ und für neue Konzepte, um dem sorglosen Leben der Alten auf Kosten ihrer Kinder und zukünftiger Generationen einen Riegel vorzuschieben. Nach seiner Ansicht versetzt die Demografie den Sozialsystemen keinen entscheidenden Stoß, vielmehr sieht Gründinger die Lösung in einer Bürgerversicherung und einer generationengerechten Finanzpolitik.

Spannende Familienchronik: „Die Töchter der Weber“

Nicht immer müssen sich Biografien den Stars und Sternchen oder den tragischen Figuren der Weltgeschichte widmen, um mitreißend zu sein. Am Beispiel der Fabrikantenfamilie Lange beweist dies die freie Journalistin Ina Weisse in ihrem neuen Werk „Die Töchter der Weber“. Die Berlinerin führt ihre Leser in das heutige polnische Lodz, das für ihre Vorfahren 100 Jahre lang so etwas war wie das „Gelobte Land“. Mitte des 19. Jahrhunderts gründete die Familie dort ihre Webstuhl- und Maschinenfabrik, die ihr zu unvorstellbarem Reichtum verhalf. Weisses Urgroßeltern stiegen im damaligen „Manchester des Ostens“ in die höchsten Kreise der Gesellschaft auf. Weisse zeichnet eine Welt voller Glanz nach und voller exzentrischer Charaktere. Doch auch für die Langes werden die ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts zu einem einzigen großen Schicksalsschlag: Der Erste Weltkrieg verändert ihre Welt, im Zweiten Weltkrieg verlieren sie alles. Sie werden vertrieben, die Familie ergreift die Flucht. Weisses Suche nach den Spuren ihrer eigenen Familie liest sich wie ein spannender, niemals belehrender Roman voller lebendiger und liebevoll erzählter Geschichten aus einer untergegangenen Welt.

Clara Rojas erinnert sich an ihre Geiselhaft

Der kleine Emmanuel ist das Symbol des kolumbianischen Irrsinns: Geboren während der sechs Jahre dauernden Geiselhaft seiner Mutter, steht das Kind für das Martyrium einer Frau in den Fängen der Guerilla, der FARC-Rebellen. Clara Rojas, die ehemalige Assistentin der zeitgleich entführten Ingrid Betancourt, erzählt in ihrem Buch „Ich überlebte für meinen Sohn“ von ihrer Zeit im Dschungel und von der Geburt des Sohnes. Wer mehr wissen will über das sensible Geflecht der kolumbianischen Konflikte, wer Interesse hat an den Beweggründen der Rebellen, an den sicherlich tief psychologischen Gedankenwelten einer Geisel nach den Jahren in Gefangenschaft, der dürfte seine Erwartungen in diesem Erfahrungsbericht nicht erfüllt sehen. Rojas hat mit ihrem Buch die sicherlich notwendige Seelenmassage nach der Pein im Dschungel betrieben, aber ihr Buch bleibt nicht selten in Belanglosigkeiten stecken. Auch ihre zunehmend komplizierte Beziehung zur damaligen Präsidentschaftskandidatin Betancourt tritt in diesen Erinnerungen an den Rand. Wer allerdings erfahren möchte, wie man sich als Geisel zur Einkehr zwingt, um zu Überleben, der findet in Rojas Buch eine Antwort.

Literaturangaben:

GRÜNDINGER, WOLFGANG: Aufstand der Jungen. Wie wir den Krieg der Generationen vermeiden können. Beck Verlag, München 2009. 266 S., 12,95 €.

WEISSE, INA: Die Töchter der Weber. Geschichte einer glanzvollen Familie. Goldmann Verlag, München 2009. 331 S., 19,95 €.

ROJAS, CLARA: Ich überlebte für meinen Sohn. Blanvalet Verlag, München 2009. 288 S., 16,95 €.

Weblinks:

Beck Verlag / Goldmann Verlag / Blanvalet Verlag


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