Biografie des „Slumgirls“ - mit Nachgeschmack
Im Schatten des mehrfach Oscar-gekrönten Films „Slumdog Millionär“ hat auch die kleine Rubina Ali aus Mumbai Schlagzeilen gemacht. Dieses Mädchen war, aus den indischen Armenvierteln kommend, in eine Rolle geschlüpft, für die der Leinwand-Erfolg aber nicht die Flucht aus dem Elend bedeutete. Ein wenig schal ist nun der Beigeschmack bei der Lektüre der „Biografie“ Rubinas. Unter dem Titel „Slumgirl“ wird von ihrem märchenhaften Aufstieg zum gefeierten Weltstar erzählt, aber auch von der Zeit vor und nach dem Erfolg von „Slumdog Millionär“. Denn nach dem Höhenflug war die Landung in der Heimat alles andere als sanft. Vorwürfe gegen ihre Familie wurden laut. So soll der Vater versucht haben, seine Tochter zu verkaufen. Nicht glaubwürdig ist überdies, wie sich ein kleines Mädchen derart wortreich über Vorwürfe, Umstände und ihre eigenen Emotionen äußern kann. Der Verlag zeichnet sie zumindest als Autorin aus.
Ein anderes Afghanistan - Ein Jahr im Krieg
Afghanistan, das ist Krieg, Taliban und tote Soldaten - für die deutsche Journalistin Kerstin Tomiak war es jedoch jahrelang ein Kindheitstraum. Den verwirklicht sie, als sie 2006 für ein Jahr als Mitarbeiterin der International Security Assistance Force - kurz ISAF - in den Hindukusch aufbricht und dort ein buntes, bei weitem nicht so rückständiges Land wie erwartet kennenlernt - trotz des Krieges, der sie ständig umgibt. Sie macht Bekanntschaft mit den Menschen, beginnt ihre eigenen westlichen Vorstellungen zu hinterfragen, überprüft die Klischees und lernt, dass sich hinter Burkas mitunter lebensfrohe, selbstbewusste und zufriedene Frauen verbergen. In „Drachenwind - Mein Jahr in Afghanistan“ berichtet sie in einem oft sachlich-lakonischen Ton von ihren Eindrücken: „Irgendwo in Kabul wird geschossen, wir feiern.“ Damit führt sie dem Leser den Wahnsinn des Krieges immer wieder vor Augen. Zugleich gibt sie dem Land, das den meisten nur aus Schreckensmeldungen bekannt ist, ein menschliches Gesicht.
„Autobiografie“ des Dalai Lama als spiritueller Wegweiser
Bücher von und über den Dalai Lama sind en masse erschienen, nun fügt das geistliche und weltliche Oberhaupt der Tibeter ein weiteres hinzu. Unter dem Titel „Meine spirituelle Autobiographie“ wird ein Schwerpunkt auf die wesentlichen Anliegen des 14. Dalai gelegt: auf die Förderung der menschlichen Werte, auf den Dialog der Religionen und auf die tibetische Sache. Daher liest sich das von der langjährigen Dolmetscherin des Dalai, Sofia Stril-Rever, herausgegebene Buch eher wie eine Einführung in Denken und Spiritualität des Dalai Lama. Durch kürzere Erläuterungen werden die Auszüge aus den Reden, Ansprachen und Erklärungen historisch und spirituell eingeordnet. Vor allem für „Einsteiger“ eignet sich die Autobiografie, weil sie verständlich macht, welche Antriebe und welche Kraft sich hinter dem Lächeln und der fortwährenden Freundlichkeit dieses Mannes verbergen. Eine Autobiografie im klassischen Sinne ist das in einfacher Sprache formulierte Buch allerdings nicht, obgleich immer wieder auch auf den Lebenslauf des Dalai Lama verwiesen wird. (dpa/beh)
Literaturangaben:
ALI, RUBINA: Slumgirl. Wie mein Traum von Hollywood wahr wurde. Knaur Verlag, München 2009. 176 S., 14,95 €.
TOMIAK, KERSTIN: Drachenwind. Mein Jahr in Afghanistan. Knaur Verlag, München 2009. 286 S., 9,95 €.
STRIL-REVER; SOFIA (HRSG.); DALAI LAMA: Meine spirituelle Autobiografie. Diogenes Verlag, Zürich 2009. 315 S., 22,90 €.
Weblinks:
Knaur Verlag / Diogenes Verlag