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„Du drehst den Kopf, ich dreh den Kopf“

Eine CD mit Erzählungen und Songs von Finn-Ole Heinrich und Spaceman Spiff

© Die Berliner Literaturkritik, 07.02.11

Heinrich, Finn-Ole & Spaceman Spiff: Du drehst den Kopf, ich dreh den Kopf. Erzählungen und Songs. Mairisch Verlag, Hamburg 2010. CD-Digipak. 76 Min. 12,90 €.

Von Angelo Algieri

Dass der 28-jährige Autor Finn-Ole Heinrich nicht nur gute Erzählungen schreiben, sondern sie genauso gut vorlesen kann, hat er bereits bei seinen unzähligen Live-Auftritten bewiesen. Nun legt er gemeinsam mit dem Musiker und Klangkünstler Spaceman Spiff die CD „Du drehst den Kopf, ich dreh den Kopf“ vor.

Heinrich liest selbst seine zwei bis dato unveröffentlichten Erzählungen vor. Seine Stimme ist mal eindringlich, mal gefühlsbetont, mal heiter – auf jeden Fall dem Text und der Situation der Protagonisten angemessen. In der einen Geschichte geht es um einen Zwanzigjährigen, dessen Mitbewohner ohne Vorankündigung verschwunden ist. Seine Gedanken reichen von Wut und Unverständnis bis hin zu einfühlsamen Erinnerungen und Gewohnheiten des Mitbewohners. Heinrich versteht es, der plötzlichen faktischen Leere, auch in Form des leeren Zimmers, den Raum mit Wörtern aufzufüllen und der Leere eine Sprache zu geben – wobei er die Zerrissenheit des zurückgelassenen Zwanzigjährigen eindrücklich aufzeigt.

Die zweite Erzählung „Der Hund kann wieder laufen“ handelt von einer Mutter im Mittleren Alter, die sich aufmacht, Lebenspartner und Haus zu verlassen und eine Weltreise zu machen. Grund: Sie hat im Lotto 1,4 Millionen Euro gewonnen und es bisher niemanden gesagt. Doch diesen Cut vollzieht sie erst, nachdem der Hund gestorben ist. Heinrich zeichnet sehr genau, dass es nicht nur Geld bedarf, um ein neues, freies Leben zu führen, sondern, dass die Vergangenheit aufgearbeitet und begraben werden muss, ehe man einen sauberen, radikalen Schnitt vollzieht. Eine schöne Erzählung mit Happy End – was bei Heinrich selten vorkommt.

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Die Geschichten sind mit Tönen und Klängen vom 24-jährigen Spaceman Spiff untermalt. Sie füllen die Erzählungen mit Leben, ohne zu übertreiben oder anstrengend zu sein. Die drei Songs von Spaceman Spiff sind langsame, nachdenkliche Lieder voller Sehnsucht und Melancholie: Die unendliche Schwere zwischen der Sphäre der Herkunft und des Zieles beschreibt Spiff in nachvollziehbare Vergleiche, ohne kitschig zu werden. Mit dieser CD ist den beiden Künstlern eine schöne, nachdenkliche und klug arrangierte CD gelungen. Nur ihre Live-Auftritte sind noch besser!


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