Von Britta Schmeis
LEIPZIG (BLK) - Das gleiche Schicksal wie die Musikindustrie soll die altehrwürdige Buchbranche nicht ereilen. Sie wappnet sich für das digitale Zeitalter und setzt auf das elektronische Buch. „Das E-Book wird zu einem Massenphänomen, soll das klassische Buch aber nicht verdrängen“, prognostiziert Ronald Schild, E-Book-Experte des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, am Donnerstag auf der Leipziger Buchmesse (bis 15.3.) und verkündet den Start des Online-Verkaufs über die offene Plattform libreka!. Ab sofort lassen sich über das Portal nicht nur tausende Titel finden, sondern auch gleich kaufen und herunterladen. Einen Tag zuvor hatte Sony unter großem Medienrummel seinen E-Reader, also ein Lesegerät für E-Books, auf den deutschen Markt gebracht - und spricht nach dem ersten Verkaufstag von einer „überwältigenden Resonanz“.
„Die Buchbranche will die technischen Möglichkeiten nicht verschlafen“, erläutert Schild. Bücher seien an sich in ihrer Mobilität eingeschränkt. Abhilfe soll die Plattform libreka! schaffen, auf der man kostenfrei nach Titeln und auch einzelnen Textpassagen suchen kann - ganz wie in einem Buchladen oder einer Bibliothek. Mehr als 100.000 Bücher sind bereits online. Das entspreche 30 Millionen Buchseiten und würde man die Bücher alle aufeinanderstapeln, wäre der Berg fast so hoch wie die Zugspitze, rechnet Schild vor.
Ist das E-Book gekauft, wird es automatischen mit einem Wasserzeichen versehen. „Das ist nur ein psychologischer, kein technischer Kopierschutz“, erläutert Schild. Denn das virtuelle Buch darf ganz wie sein Pendant aus Papier und Druckerschwärze verliehen oder auch kopiert werden - allerdings nicht zu kommerziellen Zwecken. Taucht eine Raubkopie oder der massenhafte Verkauf eines Exemplars auf, drohen zivilrechtliche Klagen. Den inflationär kursierenden Raubkopien und damit verbundenen Umsatzeinbrüchen, unter denen die Musikbranche seit Jahren leidet, soll damit vorgebeugt werden. Und selbst die Buchhändler sollen vom virtuellen Buch profitieren. Denn bevor der Kunde zur Kasse im Online-Shop geht, darf er den Buchladen seines Vertrauens anklicken, dem der Kauf zugute kommt.
Lesen lassen sich die digitalen Bücher dann entweder auf dem heimischen Computer oder einem speziellen Lesegerät. Mehrere sind davon bereits auf dem Markt. Über libreka! etwa lassen sich der Iliad von iRex für 499 Euro oder der 1000SW für 599 Euro bestellen, ebenfalls seit einiger Zeit auf dem Markt ist das Cybook von Bookeen für 280 Euro - und seit Mittwoch nun auch der E-Reader von Sony für 299 Euro.
Dafür hat sich der japanische Elektrokonzern in Deutschland mit dem Buchgroßhändler Libri und der Thalia-Gruppe zusammengetan. Bei beiden Partnern lassen sich die E-Reader sowie die Bücher bestellen, einige komplette Romane sowie Leseproben sind beim Kauf bereits installiert. Andere lassen sich im speziellen EPUB-Format über Online-Shops von Thalia und einigen anderen Buchläden, sowie im Buchhandel selbst kaufen. Im Programm sind und sollen die jeweils aktuellen Bestseller und Longseller - zur Zeit beispielsweise alle aktuellen Stephenie-Meyer-Thriller, „Außer Dienst“ von Alt-Bundeskanzler Helmut Schmidt aber auch ein Kochbuch von Dr. Oetker. Als Konkurrenz zu dem Angebot des Börsenvereins wollen sich die drei Partner allerdings nicht sehen - halten ihr EPUB-Format allerdings für die bessere technische Lösung.
Denn noch werden die Titel bei libreka! als PDF-Datei heruntergeladen - doch EPUB im Seiten-Format für die Lesegeräte soll folgen. Zudem gibt Schild als mittelfristiges Ziel aus, alle 100.000 Titel auch als E-Book anzubieten. Doch egal ob Sony oder iRex, EPUB oder PDF - kompatibel sind alle E-Books mit allen Lesegeräten, damit dem Erfolg auch nichts im Wege steht. Denn über den sich alle Beteiligten sicher. „Experten sagen dem E-Book einen Marktanteil von 10 bis 25 Prozent voraus, was bedeutet dass das traditionelle Buch nicht verschwindet“, sagt Schwind. Schließlich gebe es immer Bücher, die man nur ein Mal liest und daher auch nur elektronisch braucht, andere möchte man sich ins Regal stellen. „Und die werden sich die Leser dann auch für die Bücherwand zu Hause kaufen“, sagt Schwind.
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