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Ein Asyl für Vergessene

Elif Shafaks Roman „Bonbon Palace“ wurde in „Le Monde“ besprochen

© Die Berliner Literaturkritik, 16.09.08

 

PARIS (BLK) – Es gibt magische, haarsträubende Orte, die faszinieren. Der „Bonbon Palast“ in dem gleichnamigen Roman von Elif Shafak sei ein solcher, schreibt die Rezensentin Fabienne Dumontet in der französischen Tageszeitung „Le Monde“. Dumontet zeigt sich bezaubert von dem Roman über ein altersschwaches Haus in Istanbul, ein „Haus der Spinner“, „Asyl Bekloppter“.

Der Erzähler sei würdig, als Repräsentant eines intellektuellen, exzentrischen und unter Geldmangel leidenden Milieus bezeichnet zu werden. Außer ihm wohnen in dem Haus noch die Zwillinge Djelal und Djemal, Friseure und Klatschbasen des Viertels, die von der mysteriösen Maîtresse Bleue intrigiert werden. Noch andere Außenseiter, gescheiterte Existenzen und sehr eigenartige Exemplare der Stadtbevölkerung haben dort ein Obdach gefunden. Mit all diesen Gestalten nehme Shafak das Haus als ganze Person, die in ihrem Bauch die Spannungen der Istanbuler Gesellschaft beherbergt und zum Gären bringt. Istanbul bleibe das beliebteste Thema der Autorin Elif Shafak, schreibt die Rezensentin. In diesem Sujet vermenge sie das Vergnügen der Fiktion und Märchen mit der Finesse eines Blickes, der Minderheiten, mentale Ghettos, das religiöse und areligiöse Gefühl, die türkische Identität und ihren Bezug zur Geschichte charakterisiert.

Auch die Vielseitigkeit der Sprache spiele eine Rolle im dem Roman. Türkisch sei hier die Sprache von Heiligen wie Tratschtanten, Lebenden wie Toten, die sich „die Stadt teilen“. Sie ist Sprache der politischen Philosophie und der rachsüchtigen und obszönen Graffitis. Poetisch, komisch, gewalttätig, spirituell und sinnlich lerne Shafaks Istanbul zu leben zwischen dem Chaos und der sozialen Utopie, lobt Dumontet. (vol/dan)

Literaturangaben:
SHAFAK, ELIF: Bonbon Palace. Traduit du turc par Valérie Gay-Aksoy. Édition Phébus, Paris 2008. 456 p., 23 €.

Rezension im Original

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