MÜNCHEN (BLK) – Christoph Haas bespricht in der „Süddeutschen Zeitung“ den Comic „Torpedo“ von Enrique Sanchez Abuli und Jordi Bernet.
Die Hauptfigur Luca Torelli, Torpedo genannt, ist als professioneller Killer im New York der Dreißiger Jahre unterwegs. Er sei ein übler Kerl, der seine Jobs ohne jede humane Regung erledige, was ihm anzusehen sei, schreibt der Rezensent. Seine hagere, „fast totenkopfähnliche Visage“ durchzögen Falten und Narben, sein Mund sei nur ein dünner, nach unten gezogener Strich. Der Handlungsrahmen sei immer derselbe, Torpedo erhalte den Auftrag, jemanden umzubringen, oder will sich an jemandem rächen, der ihm übel mitgespielt hat. Das gelinge ihm, oder er scheitere auf eklatante Weise, mache sich völlig lächerlich. Diese minimale Variation kontrastiere in amüsanter Weise mit dem Maximum an grotesken Einfällen, die Torpedo einsetze, um seine Ziele zu erreichen. Dabei sei er nie um eine flotte Formulierung oder eine freche Antwort verlegen.
Ohne den mitternachtschwarzen Humor, der durch die Bilder erheblich gesteigert werde, wäre diese Serie unerträglich, weil sie allein an den Sadismus der Leser appellieren würde, schreibt der Rezensent. In den späteren Bänden rutsche der Zynismus Abulis mitunter ins grob Geschmacklose ab, und Bernets Noir-Stil verliere einiges von seinem finsteren Glanz. Die früheren „Torpedo-Bände“ hingegen gehörten zu den besten Comics der Achtziger. (bah)
Literaturangaben:
ABULI, ENRIQUE SANCHEZ (Text)/BERNET, JORDI (Zeichnungen): Torpedo. Übersetzt aus dem Spanischen von Silvia Krismann (Band1) und Joaquim Balada Hartmann (Band 2-5). Cross Cult Verlag, Asperg 2006-2008. 144-152 S., 18 €.
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