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Ein Chor aus lauter Zeitzeugen

In Uwe Timms Roman „Halbschatten“ kommen die Toten zu Wort

© Die Berliner Literaturkritik, 02.09.08

 

FRANKFURT AM MAIN (BLK) – Maike Albath bespricht in der „Frankfurter Rundschau“ den neuen Roman von Uwe Timm. In „Halbschatten“ lässt er Tote anstelle der Lebenden sprechen.

Der Berliner Invalidenfriedhof ist Ausgangspunkt von Timms Erzählung. Zwei Männer wandern zwischen den Gräbern umher und lauschen den Geschichten der Toten, alle zusammen Zeugen vergangener Zeiten. Im Mittelpunkt steht die Fliegerin Marga von Etzdorf, die durch Langstreckenflüge zum Star wurde. Ihre Liebe zu dem deutschen Konsul Christian von Dahlem, macht sie blind für seine Intrige. Instrumentalisiert von ihm, fliegt Marga in nationalistischer Mission. Nach einer Bruchlandung in Syrien und sich des Betrugs bewusst werdend, erschießt sich Marga von Etzdorf.

Uwe Timm gelinge es diese tragische Geschichte nicht in banaler Eindimensionalität und Linearität zu präsentieren, lobt die Rezensentin. Timm lasse das nächtliche Gespräch immer wieder abreißen und andere Stimmen, wie die von Margas Friedhofsgenossen Miller, zu Wort kommen. Der Autor verzichte auf die Entfaltung seiner verschiedenen Erzählebenen und lade einzelne Motive symbolisch auf. Die Geschichte wirke wie ein „Mobile“. Sie sei schwebend, tänzelnd und, was ein spannungstreibendes Element ist, nach vielen Seiten offen. In „Halbschatten“ würde dokumentarisches Material durch Fiktion ergänzt und so deute Timm subtil die mentalitätsgeschichtlichen Vorraussetzungen des Nationalsozialismus an. (rie/muc)

Literaturangaben:
TIMM, UWE: Halbschatten. Roman. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2008. S. 270, 19, 80 €

Rezension im Original

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