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Ein dreifach Hoch auf Absurditäten

14 unveröffentlichte Kurzgeschichte und ein Brief aus dem Nachlass von Kurt Vonnegut

© Die Berliner Literaturkritik, 30.11.10

Von Nora Lassahn

Kurt Vonnegut is back again. Zwei Jahre nach dem Tod des amerikanischen Satirikers, können seine Fans endlich wieder lachen. „Ein dreifach Hoch auf die Milchstraße“ ist ein Sammelsurium aus 14 bisher unveröffentlichten Kurzgeschichten und einem Brief. Ausgewählt und herausgegeben wurden sie von Vonneguts Sohn, ins Deutsche übersetzt von Harry Rowohlt.

Wer hätte gedacht, dass die Ameisen das Rad erfunden haben und ein Ausflug ins Restaurant in einer Verfolgungsjagd mit der Polizei enden kann? In „Ein dreifach Hoch auf die Milchstraße“ skizziert und persifliert Kurt Vonnegut Szenen aus dem amerikanischen Leben. Was als anscheinend alltägliche Situation beginnt, wird schnell auf eine satirische Spitze getrieben, auf der sich die „einfachen Helden“ gegen das „stereotype Böse“ behaupten müssen – und meistens triumphieren.

Die Geschichten haben alle ganz verschiedene historische Hintergründe: von der Depression der 30iger Jahre, dem Kommunismus in der Sowjetunion bis hin zum kapitalistischen Amerika, in dem man zuerst an die mögliche Vermarktung denkt, wenn einem die Stimme des Bösen begegnet. Die Geschichten stammen aus unterschiedlichen Zeiten, eine heitere Zusammenstellung aller menschlichen Sorgen und Eigenheiten der letzten Jahrzehnte also.

Ellen Sparks, das untalentierte Mädchen aus Buffalo, angelt sich einen Ehemann, indem sie nicht mehr mit Mülldeckeln scheppert. Mr. Crosby trägt gewissenhaft Zeitungen aus und überführt damit einen Mörder, und Henry und Ann werden erwachsen, als sie die Ungerechtigkeit während der Depression erleben. Das tägliche Leben ist voll von grotesken Geschichten. Und auch scheinbar „normale“ Personen können große Helden sein. Bei Vonnegut schließt das allerdings nicht aus, dass einen ein Besuch im Restaurant von einer Leiche im Auto bis hin zum FBI führt. Seine Figuren sind Stereotypen, schwarz und weiß gezeichnet, so als würden sie in einem Action-Comic mitspielen. Und genauso lesen sich seine Geschichten auch. Rasant und gut vorstellbar. Und natürlich mit einem verschrobenen Charme.

Doch nicht alle Geschichten amüsieren durch ihre originellen Ideen. Manche stimmen einen melancholisch, in manchen scheitern die „weiß gemalten“ Helden an der Ungerechtigkeit der Welt. Vor einer Ungerechtigkeit in ganz unterschiedlicher Form: seien das mörderisch kleine Aliens oder eine skrupellose Schriftstellerin. Und auch vor einem Mordberater, der einem „die hohe Kunst der Katze-über-die-Mauer-Technik für sorgenfreies Morden“ erklären will, sollte man schleunigst Reißaus nehmen. Vielleicht mit der guten Begründung, dass auf dem Nachtisch das neue Buch von Kurt Vonnegut auf einen wartet.

 Literaturangabe: VONNEGUT, KURT: Ein dreifach Hoch auf die Milchstrasse. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Harry Rowohlt. Kein & Aber Verlag, Zürich 2010. 280 S., 18,90 €

 

 


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