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Spellman File

Isabel Spellman steigt in „Little Miss Undercover“ aus dem Geschäft aus

© Die Berliner Literaturkritik, 08.09.10

BERLIN (BLK) – Im August 2009 erschien Lisa Lutz’ Familienkomödie im Aufbau Verlag als Taschenbuch. Familie Spellman macht auch in zwei weiteren Teilen die Welt unsicher.

Klappentext: Isabel Spellman, 28, hat ein großes Problem - ihre Familie. Bei SpellmanInvestigations, dem Detektivbüro ihrer Eltern, für das sie wie fast alle Familienmitglieder arbeitet, wird Privates stets berufsbezogen behandelt. Ihre 14-jährige Schwester Rae nennt Rund-um-die-Uhr-Beschattungen ihr liebstes Hobby und das Leben eine wunderbare Aneinanderreihung von Möglichkeiten, die Familie zu erpressen. Der herzensgute Onkel Ray bringt mit Glücksspiel und Alkohol die Ermittlungen durcheinander. Und David, der perfekte Bruder, der das Unternehmen beizeiten verließ, um Anwalt zu werden, mischt sich dennoch überall ein. Als die Eltern Rae beauftragen, Isabel und ihren aktuellen Liebhaber zu beschatten, beschließt sie wutentbrannt, aus dem Familienbusiness auszusteigen - mit unabsehbaren Folgen.

Ihre Spellman-Reihe machte sie weltweit populär: Lisa Lutz begann im Januar 2004 mit der Arbeit an den „Spellman Files“, das bei uns unter dem Titel „Little Miss Undercover“ erschien. „Curse of the Spellmans“ und „Revenge of the Spellmans“ nennen sich die folgenden Teile der Familie-Serie. Die junge Schriftstellerin wuchs in Süd-Kalifornien auf und zog quantitativ so oft um, wie sie nach der Highschool die Universitäten wechselte, ohne bis heute ihren Bachelor absolviert zu haben. Trotzdem feiert sie große Erfolge mit ihren Büchern und wurde in verschiedene Sprachen übersetzt. Darunter Spanisch, Französisch, Chinesisch, Italienisch, Polnisch, Russisch, Türkisch sowie Schwedisch.(ros/kum)

Leseprobe:

©Aufbau Verlag©

Rae Spellman

Schon bald nach ihrer Geburt, die sechs Wochen zu früh erfolgte, wurde Rae mit einem Lebendgewicht von exakt vier Pfund vom Krankenhaus nach Hause gebracht. Anders als viele Frühchen, die ganz normal heranwachsen, sollte Rae für ihr Alter stets klein bleiben. Ich war vierzehn, als sie zur Welt kam, und ignorierte geflissentlich die Tatsache, dass nun ein Säugling mit mir unter einem Dach lebte. Im ersten Jahr sagte ich immer „das da“, wenn ich sie meinte, als handle es sich um einen jüngst erworbenen Gegenstand, eine Lampe vielleicht oder einen Wecker. Ihre Anwesenheit würdigte ich höchstens mit Sätzen wie „Bringst du das da bitte raus? Ich muss lernen“ oder „Kann man das da nicht leiser drehen?“. Keiner lachte über meinen Versuch der Verdinglichung, selbst ich nicht. Zum Lachen war mir gar nicht zumute. Zu groß war meine Angst, dass sich dieses Kind wie David als vollkommenes Wesen entpuppen könnte. Irgendwann jedoch stellte ich fest, dass Rae mit David nicht zu vergleichen ist – einzigartig ist sie allerdings. Rae im Alter von vier Jahren Ich hatte ihr erzählt, sie sei ein Versehen. Beim Abendessen, nachdem sie mich zwanzig Minuten lang mit Fragen nach meinem Tagesverlauf gelöchert hatte. Ich war müde, sicher auch verkatert und auf keinen Fall in der Stimmung, von einer Vierjährigen vernommen zu werden. „Rae, ist dir eigentlich klar, dass du ein Versehen bist?“ Rae lachte. „Ja?“ Damals lachte sie über alles, was sie nicht verstand. Mom bedachte mich wie üblich mit ihrem vernichtenden Blick und nahm dann Schadensbegrenzung vor. Sie erklärte, dass manche Kinder geplant würden und andere nicht etc. pp. Offenbar fand es Rae aber viel befremdlicher, dass man manche Kinder plante, und schenkte dem Gefasel unserer Mutter bald keine Beachtung mehr.

Rae im Alter von sechs Jahren

Ganze drei Tage bettelte sie darum, an einem Observationsjob teilnehmen zu dürfen. Weder ließ sie locker noch ließ sie sich vertrösten. Wenn sie nicht gerade schlief, bettelte sie geradezu auf Knien, händeringend und ein lang gezogenes Biiiiiiiitte greinend. Bis meine Eltern schließlich weich wurden. Da war sie sechs. Ich wiederhole: sechs. Als meine Eltern mir eröffneten, Rae würde uns am nächsten Tag bei der Observation von Peter Youngstrom begleiten, entfuhr mir nur ein: Seid ihr komplett wahnsinnig geworden? Auf Mom traf es wohl zu; sie brüllte: „Halt du das mal aus! Halt du diese Bettelei aus, den ganzen Tag! Lieber lasse ich mir in Zeitlupe einen Zehennagel ziehen, als das noch einmal durchzustehen.“

©Aufbau Verlag©

Literaturangabe:

LUTZ, LISA: Little Miss Undercover. Aufbau Taschenbuch Verlag, 2009. 365 S., 8,95 €.

Weblink:

Aufbau Verlag


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