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Ein phantastischer Roman aus dem Jahre 1969 – Russell H. Greenans „In Boston?“

Presseschau vom 24. April 2008

© Die Berliner Literaturkritik, 24.04.08

 

BERLIN (BLK) – Lange Zeit war Russell H. Greenan in Vergessenheit geraten, die „SZ“ wünscht seinem Roman „In Boston?“ nun „möglichst viele Leser“. Ganz und gar nicht begeistert ist sie von Benjamin Barbers Buch über den Konsumismus. Die „FAZ“ kritisiert den zweiten Roman Jörg Albrechts, die „NZZ“ findet hingegen Gefallen an vier philosophischen Erzählungen von Ludger Lütkehaus.

„Frankfurter Allgemeine Zeitung“

Die „FAZ“ bespricht den Roman „Ein Stück vom Meer“ Aliza Olmerts, der von einer Auswanderung nach Israel handele. Der Zeitraum der Handlung spiele in dem Jahr zwischen 1952 und 1953 aus der Sicht eines Kindes. Die Eltern der fünfjährigen Erzählerin seien geprägt von den Gefahren „europäischen Ursprungs“. Die positive Aufbruchsstimmung der „alteingesessenen Zionisten“ kollidiere mit dem Traumata der Flüchtlinge. Eines werde in der Geschichte unschwer deutlich, dass sich arge seelische Erschütterungen der Eltern auf die „nächste Generation“ übertragen. Die Kritikerin spekuliere, dass Olmert jenes kleine Mädchen sein könnte und tatsächlich habe sie „nach eigenem Bekenntnis“ „autobiographische Erinnerungen“ verarbeitet.

Den zweiten Roman des in Bonn geborenen Jörg Albrecht kritisiert die „FAZ“. Der „aberwitzige Plot“ von dreien ins All reisenden Siebenjährigen sei zweitrangig. In „Sternstaub, Goldfunk, Silberstreif“ ginge es um die „Auslotung und Konstruktion einer deutschen Raumfahrtgeschichte“. Alles werde durcheinander gewirbelt, „Fakten, Fiktionen, Trash und Pop“. In einer „verschachtelten Erzählstrategie“ zeige der Autor, was man alles mit Sprachvariationen anfangen kann. Doch des „ambitionierten Spiels“ mit unzähligen Hinweisen auf „alles und jeden“, was mit Raumfahrt zu tun habe, werde man bald überdrüssig, schreibt die „FAZ“. Es sei nicht nötig die „Informationsflut“ unserer Tage literarisch nachzuäffen.

„Neue Zürcher Zeitung“

Mit Ludger Lütkehaus’ vier philosophischen Erzählungen beschäftigt sich die „NZZ“. Warum expandiere der Mensch und halte nicht inne, fragt sich der Autor? An den Beispielen Alexanders des Großen, des Königs Midas, Hiobs und Königs Salomo werde versucht, diese Frage zu beantworten. Der Autor setze sich seit Jahren mit dieser Problemstellung auseinander. Der Ton der Geschichten sei in feiner Ironie gehalten, wirke aber nie verletzend. Dabei solle die leichte Lesbarkeit nicht darüber hinwegtäuschen, dass es sich um „bedenkenswerte Exerzitien“ handle, meint die Rezensentin.

Die Erzählung „Abweg“ von Andreas Höfele bespricht die „NZZ“. Wo beginne der Weg nach unten? Schon wenn einen das Gefühl der „Selbstentfremdung“ beschleiche und man dabei „unendliche Erleichterung“ verspürt? Im Wechsel erzähle der Autor die Vorgeschichte des Protagonisten und seines „entschlossenen“ Abstiegs. Höfele verwende eine Sprache, die „genau“ und „analytisch“ ist. Dem Leser sei es somit möglich, die Ängste und Züge „eines durchaus vertrauten Wahns“ nachempfinden zu können, schreibt die Kritikerin.

„Süddeutsche Zeitung“

Der Bestseller-Politologe Benjamin Barber sehe in „Consumed“ die Zivilgesellschaft im Konsumismus untergehen, schreibt die „SZ“. Der US-Amerikaner wolle in seinem neusten Werk zeigen – so der Untertitel –, „wie der Markt Kinder verführt, Erwachsene infantilisiert und die Bürger verschlingt“. Das Buch habe eine einfache Grundthese: Der Kapitalismus produziere immer mehr Güter und wecke durch Werbung den Wunsch, diese auch zu kaufen. Durch diesen „Konsumismus“ hätten wir keine Zeit mehr, sich für das Gemeinwohl zu engagieren. Im Detail sei das Buch leider ein Ärgernis, weil es jede Menge Widersprüche enthalte sowie „historische und zeitgenössische Fakten unterschlägt“, ärgert sich der Rezensent. Wenn ein professioneller Autor und Professor ein Buch schreibe, könne man eigentlich erwarten, dass er Zeit darin investiert, um ein gutes Werk vorzulegen. Genau dies habe Barber allerdings nicht getan, bemängelt der Kritiker der „SZ“.

Stefan Ulrich, Italien-Korrespondent der „Süddeutschen Zeitung“, gehe in „Quattro Stagioni“ der Frage nach, wie es ist, in Rom, der „uralten Sehnsuchtsstadt“, zu leben, informiert die „SZ“. Mal vergnüglich, mal tiefsinnig erzähle der Autor vom „Leben der Römer auf Partnersuche am Strand, beim Skifahren in den Abruzzen, beim Überleben im Stadtverkehr und beim Schlemmen in der Toskana“. Das Buch verhehle nicht, wie sehr sich deutsche und italienische Mentalität im Alltag reiben. Dennoch verrate es, warum Rom trotzdem die Traumstadt bleibt, schließt die kurze Rezension in der „SZ“.

Die „SZ“ bezeichnet Russell H. Greenans Roman „In Boston?“ als phantastisch. Das Werk sei ein so verspieltes und abschweifendes Buch „voll phantastischer Einfälle, dass sich sein beschaulicher Schauplatz Boston geradezu irreal dagegen abhebt“. Greenans Protagonist sei der „geniale, verschrobene und verkannte“ Maler Alfred Omega, kein Mann des 20. Jahrhunderts (das Buch spielt in den 1960er Jahren), sondern der „letzte Renaissancemensch“, da er genauso male wie Leonardo. Insgesamt seien Greenans Figuren „psychologisch komplexe Individuen“, von denen einige allegorische Qualitäten besäßen. Bereits 1969 sei der Roman in den USA erschienen, damals euphorisch von der Kritik begrüßt. Im Laufe der Jahrzehnte sei Greenan in Vergessenheit geraten, informiert der Rezensent – „sehr zu Unrecht, wie sich möglichst viele Leser selbst überzeugen mögen“. (sat/wip)

Literaturangaben:
ALBRECHT, JÖRG: Sternstaub, Goldfunk, Silberstreif. Roman. Wallstein Verlag, Göttingen 2008. 231 S., 41 Abb., 19,90 €.
BARBER, BENJAMIN R.: Consumed. Wie der Markt Kinder verführt, Erwachsene infantilisiert und die Bürger verschlingt. Aus dem Englischen von Friedrich Griese. Verlag C.H. Beck, München 2008. 339 S., 24,90 €.
GREENAN, RUSSELL H.: In Boston? Roman. Aus dem Englischen von Pociao. Mit einem Nachwort von Jonathan Lethem. SchirmerGraf Verlag, München 2007. 379 S., 22,80 €.
HÖFELE, ANDREAS: Abweg. Eine Erzählung. Weissbooks-Verlag, Frankfurt am Main 2008. 111 S., 16 €.
LÜTKEHAUS, LUDGER: Das nie erreichte Ende der Welt. Vier Erzählungen von den ersten und letzten Dingen. Haffmans bei Zweitausendeins, Frankfurt am Main 2007. 130 S., 11,90 €.
OLMERT, ALIZA: Ein Stück vom Meer. Roman. Übersetzt aus dem Hebräischen von Mirjam Pressler und Eldad Stobezki. Aufbau Verlag, Berlin 2007. 368 S., 19,95 €.
ULRICH, STEFAN: Quattro Stagioni. Ein Jahr in Rom. Ullstein Verlag, Berlin 2008. 298 S., 9 €.

Presseschau vom 23. April 2008

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