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„Ein schöner Ort zu sterben“

Krimi aus Südafrika von Malla Nunn

© Die Berliner Literaturkritik, 29.10.09

Von Irma Weinrich

Captain Willem Pretorius ist ermordet worden. Heimtückisch von hinten erschossen, treibt seine Leiche in einem Fluss nahe der südafrikanischen Grenze zu Mosambik. Da es sich bei dem Toten um einen Weißen handelt und der unter der Einwohnerschaft von Jacob's Rest allgemein als redlich und gerecht geachtete Polizeichef außerdem einer traditionsreichen Burenfamilie entstammt, ist unverzügliche Aufklärung notwendig. Die oberste Behörde in Johannisburg schickt den Engländer Detektive Emmanuel Cooper in das verschlafene Provinznest.

In einer Atmosphäre von gegenseitigem Misstrauen, Angst und Gewalt geraten seine Ermittlungen schnell außer Kontrolle. Zumal eine ebenfalls am Tatort auftauchende Spezialeinheit der Geheimpolizei auch ohne die geringsten Beweise den Mörder bereits kennt: ein Schwarzer, einer von denen, die sowieso überall die Bevölkerung gegen die herrschende National Party und ihre Regierung aufhetzen.

Autorin Malla Nunn, geboren in Swasiland, beruft sich in „Ein schöner Ort zu sterben“ auf die eigene Familiengeschichte. Es geht um die 50er Jahre, eine Zeit als in Südafrika Männer wie der junge Nelson Mandela verfolgt wurden. Nunn ist eine gute Beobachterin. Historische Tatsachen sind für sie der Aufhänger, um vom alltäglichen Irrsinn in einer zweigeteilten Welt eindringlich zu erzählen.

Wegen der angeblich wachsenden „schwarzen Gefahr“ hatte das herrschende Apartheid-Regime die Rechte der „Nicht-Weißen“ in Südafrika nach dem Zweiten Weltkrieg weiter beschnitten. Das Gesetz verbot nunmehr die Ehe zwischen Weißen und Schwarzen. Allein die Entdeckung einer Beziehung konnte grausam bestraft werden. Besonders das Volk der Buren, deren Vorfahren 1652 die erste europäische Siedlung am Tafelberg gegründet hatten, fühlte sich als Hüter der „heiligen“ Ordnung. Die Vermischung der Rassen sahen sie nicht als „Geschmacksverwirrung“, sondern als „Verbrechen“.

Der tote Captain hat sich allerdings nicht daran gehalten. Eine junge farbige Frau im Ort fasziniert ihn so sehr, dass er sie für pornografische Aufnahmen vor seiner Kamera posieren lässt. Um seine Sex-Gelüste auf Dauer zu befriedigen, kauft er sie sich als „Nebenfrau“. Je tiefer der aus Johannisburg angereiste Detektiv in solcherlei „Kleinstadtgeheimnisse“ vordringt und Beweise sammelt, desto mehr bringt er sich selbst in Gefahr. Die Söhne des Captain wollen nicht zulassen, dass ihr Vater nach Lage der Indizien plötzlich als „Lügner und Ehebrecher“ dasteht. Sie verbünden sich mit den Schlägern der Sicherheitspolizei. Tatsächlich gelingt es denen, einen völlig unschuldigen Schwarzen als Mörder vor Gericht zu zerren. Auch Detective Emmanuel Cooper ist am Ende machtlos, obwohl er alle Fakten in der Hand hält und den Namen des wahren Schuldigen kennt.

Literaturangabe:

NUNN, MALLA:  Ein schöner Ort zu sterben. Verlag Rütten & Loening, Berlin 2009. 407 S., 19,95 €

Weblink:

Verlag Rütten & Loening

 

 


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