Von Martin Spieß
Die Pointe gleich vorweg: Tommy Jauds vierter Roman „Hummeldumm“ ist wenig komisch. Das allerdings ist weniger ein Problem als vielmehr ein Vorteil. Denn so kommt Tommy Jaud endlich mal dazu, eine Geschichte zu erzählen. Das war schon in „Resturlaub“ ähnlich, hier allerdings legt er noch eine sprichwörtliche Schippe drauf.
Diesmal geht es in die afrikanische Wildnis. Protagonist Matze und seine Freundin Sina haben einen zweiwöchigen Gruppenurlaub in Namibia gebucht, um den Kauf ihrer ersten gemeinsamen Wohnung zu feiern. Aber kaum, dass die beiden am Flughafen in Windhoek angekommen sind, will Matze wieder nach Deutschland zurück: Die Reisegruppe besteht aus Rentnern, reichen Düsseldorfer Schnöseln und auch Seppelpeter, der Bierbrauer aus Jauds zweitem Roman „Resturlaub“, reist mit. Für Sina kommt es natürlich nicht in Frage, den Urlaub abzubrechen, bevor er überhaupt begonnen hat, egal wie schlimm die Reisegruppe in Matzes Augen ist. Der ist davon natürlich alles andere als begeistert, zumal er die meiste Zeit im Reisebus verbringen wird. Dazu kommt, dass er vergessen hat, die Anzahlung für die Wohnung zu überweisen. Das Problem ist nur, dass er mitten in der afrikanischen Steppe weder gutes Handynetz noch Internet hat. Also klappt nichts so richtig: Weder auf das eine – sich mit Sina auf den Urlaub einzulassen –, noch das andere – die Wohnungsangelegenheit zu klären.
Die Lektüre von „Hummeldumm“ überrascht, kann man doch nicht so recht glauben, dass Tommy Jaud der Verfasser ist. Schließlich fehlt dem Buch der Witz, den Jaud in „Vollidiot“ vorgestellt und in „Millionär“ weitergeführt hat. Es könnte einem so vorkommen, als versuche Jaud es nun mal ernsthafter – wäre da nicht der schlechte Fäkalhumor. Die einzigen Stellen, an denen man wirklich lachen muss, sind die, in denen es um Exkremente geht. Alles andere ist beeindruckend unkomisch. Allerdings ist das kein Problem, ist doch das, was Jaud an Geschichte vorlegt, umso interessanter. Jaud gibt sich sogar beinahe philosophisch in „Hummeldumm“.
Nachdem eine der Reisenden sich beim Veranstalter über den Guide und dessen schlechtes Deutsch beschwert hat und die Gruppe daraufhin von eben diesem Guide in der Wildnis zurückgelassen wird, folgt eine Nacht in der Wüste, in der sich all die vorherigen Differenzen in Wohlgefallen auflösen. Matze und Sina versöhnen sich, ja, fragen sich sogar, warum sie eine teure Wohnung brauchen, wo sie doch sich haben – kurzum: Was braucht man schon zum Glücklichsein, außer der Liebe und dem Sternenzelt, das sich über der Weite der Kalahari aufspannt? So klischeehaft das auch ist, gut erzählt ist es. Und das Fehlen des Humors fällt beinahe nicht auf.
Literaturangabe:
JAUD, TOMMY: Hummeldumm. Scherz Verlag, Frankfurt am Main. 2010. 320 S., 13,95 €.
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