Werbung

Werbung

Werbung

Eindringliche Verse

Erika Burkarts neuer Gedichtband „Geheimbrief“

© Die Berliner Literaturkritik, 15.07.09

ZÜRICH (BLK) – Im Februar 2009 erschien im Ammann Verlag Erika Burkarts Gedichtband „Geheimbrief“.

Klappentext: Ein Gedichtband als Brief – so aufrichtig und anrührend wie an uns adressierte Schreiben, dabei so offen und suggestiv, wie es nur die lyrische Rede sein kann. In derselben Bewegung, in der sich die Gedichte der Welt zuwenden, schließen sie sich zugleich von ihr ab, verbergen den innersten Kern der Empfindung in der lyrischen Verlautbarung: „Inbilder verweigern sich Worten.“ Dieser Geheimbrief ist Anverwandlung des Lebens und Amalgam von Erinnerung. Immer wieder weist er über das Diesseits hinaus, wird „Einsames Sprechen schriftlich. / Das letzte Wort hat ein Fremder“. Schreibend umkreist die Dichterin den innersten Kern menschlicher Existenz und faßt in poetische Bilder, was die Alltagsrede nicht zu sagen vermag: „Zu einer schwarzen Beere / ist mein Leben geschrumpft, / ist bitter, / hält sich verborgen, hoffend, / der Dunkle Vogel / finde sie nicht.“ Nie war die Sprache von Erika Burkart eindringlicher als in ihren jüngsten Versen.

Erika Burkart wurde am 8.2.1922 in Aarau (Schweiz) geboren. Nach dem Lehrerinnenseminar arbeitete sie von 1942-1952 als Primarlehrerin. Sie ist verheiratet mit dem Autor Ernst Halter und lebt als freie Schriftstellerin im „Kapf“, einem alten Äbtehaus in Althäusern/Kt. Aargau. Dieses Haus und die Umgebung spielen eine wichtige Rolle in Erika Burkarts Werk. Erika Burkarts Gedichte stehen in der Nachbarschaft derjenigen von Huchel, Eich und Bobrowski; sie markieren einen Höhepunkt der modernen Schweizer Lyrik. (rud/ber)

Leseprobe:

©Ammann Verlag©

ABENDSTUBE

Abendstube, es dämmert,

unter der Decke das Mobile, golden,

regt sich, dreht sich, hat Flügel,

funkelt und blitzt, fällt ins Dunkel, verhält.

Der Lebensfaden. Hier rollt er sich auf.

Du sinnst, ich sinne, wir spinnen

uns ein in Wortlosigkeit.

Das Mobile blinkt, wir sprechen, wir holen

Bild um Bild in die Winterstube,

jetzt kannst du reden, jetzt bist du frei

von Mutterquerelen,

jetzt bin ich frei von Vaterangst.

Die Rehe äugen ins Fenster,

schauen, wissen, wie Kinder,

nicht was sie sehn.

Ihre bebenden Körper, die Witterung warnt,

schwinden wie Wind, sind eins mit dem Wald,

der in den Raum wächst, der sich zurückholt

Menschen und Dinge.

 

Dreiäugig wacht das Haus unterm Schneehelm,

das Mobile schwebt in den Zweigen,

Zaubervogel und Irrstern,

hinterrücks unsrer Spiegelgesichter, –

an einem von Fernschein

verwobenen Fenster

tasten die Schatten der Vornacht.

 ©Ammann Verlag©

Literaturangabe:

BURKART, ERIKA: Geheimbrief. Gedichte. Ammann Verlag, Zürich 2009. 88 S., 17,95 €.

Weblink:

Ammann Verlag


Bookmark and Share

BLK mit Google durchsuchen: