FRANKFURT AM MAIN (BLK) – Wolfgang Schneider rezensiert in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ den Roman „Paula Spencer“ von Roddy Doyle. Es ist der zweite Roman des Autors über die problembelastete Mutter Paula, welche seit wenigen Monaten dem Alkohol abgeschworen hat und nun verzweifelt um ein Stück Normalität im Alltag ringt.
Im vorangegangenen Roman „Die Frau, die gegen Türen rannte“ beschrieb der Autor die Geschichte der alkoholsüchtigen Paula, die von ihrem Mann misshandelt wird und deren Kinder verwahrlosen. In „Paula Spencer“ erfährt der Leser, dass ihr Mann inzwischen durch die Hände der Polizei verstarb, nachdem er zum Mörder wurde. Sie selbst ist nun schon seit einiger Zeit trocken und arbeitet als Putzfrau. Es gilt, sich vermeintlich Selbstverständliches wieder anzueignen – sei es das Kochen einer Suppe für ein gemeinsames Mittagsessen, das Pflegen sozialer Kontakte oder den Tag ohne den gewohnten Rauschzustand zu durchleben. Das schlechte Gewissen ihren Kindern gegenüber, welche alle unterschiedlich mit den vergangenen Ereignissen umgehen, nagt an ihr – ebenso wie die Spätfolgen der Misshandlungen durch ihren Ehemann.
Vor allem mittels hochdosierter erlebter Rede gelinge es Roddy Doyle, in Paulas Seele zu kriechen und sie so zu vergegenwärtigen, dass man meint, es nicht mit einer literarisch konstruierten Figur, sondern mit einem lebendigen Menschen zu tun zu haben, schreibt der Rezensent. Allerdings würden einige Passagen bisweilen an eine Daily Soap erinnern und auch das bis auf kleinste Einheiten heruntergebrochene Satzwerk störe nach einiger Zeit. (mon/dan)
Literaturangaben:
DOYLE, RODDY: Paula Spencer. Übersetzt aus dem Englischen von Renate Orth-Guttmann. Carl Hanser Verlag, München 2008. 302 S., 21,50 €.
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