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Eine Kommissarin in der Krise

Gabi Kreslehner überzeugt mit ihrem ersten Krimi „Das Regenmädchen“

© Die Berliner Literaturkritik, 21.04.11

KRESLEHNER, GABI: Das Regenmädchen. Ullstein Verlag, Berlin 2011, 296 S., 18,00 €.

Von Susanna Gilbert-Sättele

Das Schläferstündchen mit dem heimlichen Geliebten ist gerade zu Ende, da signalisiert das Klingeln ihres Handys der Kripobeamtin Franziska Oberwieser, dass ihre „Pause von Tod, vom Dreck, vom Bodensatz“ vorbei ist. Ein Mädchen ist von einem Wagen auf der Autobahn erfasst worden. Am Ort des Geschehens angekommen wird Franza schnell klar, dass die junge Frau nicht unglücklichen Umständen zum Opfer gefallen ist, sondern ermordet wurde. Noch ahnt die Ermittlerin nicht, dass der Fall seine Schatten auch auf ihr eigenes Leben werfen wird.

Ihren ersten Krimi „Das Regenmädchen“ hat Gabi Kreslehner gut durchdacht. Mit der in langen Jahren eingeübten Routine gehen die Ermittler in einer Stadt an der Donau an den neuen Fall heran, obwohl sie sich nie an den Tod gewöhnt haben. Vor allem Franza kann den Anblick des jungen Opfers kaum ertragen: „Ich kann das nicht mehr, dachte sie. Ich kann das nicht mehr. Ich bin zu alt.“ Ihr mühsam aufgebauter Panzer aus Kühle und Abweisung zerbricht, als sie entdeckt, dass ihr Sohn Ben und das Opfer befreundet waren, der Verdacht also auch auf ihn fällt. Schlimmer noch: Ben hat sich in den Urlaub abgemeldet und ist nicht zu erreichen.

Hin und her gerissen zwischen dem Gefühl, ihren Sohn all die Jahre vernachlässigt zu haben, und der Angst, er könnte mit Maries Tod etwas zu tun haben, macht sich Franza an die Aufklärung des Verbrechens. Marie, so kommt bei den Nachforschungen heraus, war ein eigensinniges Mädchen, das sich früh von den Eltern losgesagt und fortan ein unstetes Leben geführt hat. Zuletzt hat sie in einer betreuten WG gelebt und dort auch Freier empfangen - ein gefallener Engel, der sich, wie die Kripobeamten erfahren, kurz zuvor verliebt hatte. Wer letztlich die Schuld an ihrem Tod trägt, das überrascht die Kommissare und Leser am Ende gleichermaßen.

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Mit der von den Brutalitäten ihres Berufsalltags zermürbten Franza und ihrem gutmütigen Partner Felix hat die Lehrerin und Autorin Kreslehner zwei lebensechte Figuren geschaffen, deren Sorgen und Freuden der Leser bereitwillig teilt. Weit davon entfernt, strahlende Helden zu sein, offenbart das Duo eine Menge Schwächen. Franza vor allem wirkt nicht immer sympathisch, vor allem dann nicht, wenn sie dem Sohn, den Freunden, Bekannten und sich selbst eine heile Welt vorgaukelt, obwohl ihre Ehe schon lange keine mehr ist. „Die Wahrheit geht immer“, gibt sie vom hohen Ross herunter einem Verdächtigen mit auf den Weg. Dabei nimmt sie es selbst mit der Wahrheit nicht so genau und verheimlicht ihr Techtelmechtel mit einem Schauspieler. Erst der Fall Marie hält ihr den Spiegel vor.

Man darf gespannt sein, wie es mit Franza und Felix weitergeht. Ihre 45 Jahre alte Schöpferin hat für ihre Jugendbücher („Charlottes Traum“) etliche Auszeichnungen erhalten.

Weblink: Ullstein Verlag


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