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Eine widersprüchliche Zusammengehörigkeit

Manfred Geiers Doppelporträt „Die Brüder Humboldt“ in der Besprechung

© Die Berliner Literaturkritik, 11.02.09

 

ZÜRICH (BLK) – Ludger Lütkehaus bespricht in der Online-Ausgabe der „Neuen Züricher Zeitung“ das Doppelporträt „Die Brüder Humboldt“ von Manfred Geier. Das von dem Autor als „eine Duografie“ bezeichnete Werk stellt die Komplementarität – die Zugehörigkeit beider Brüder trotz widersprüchlicher Lebenswege dar. Selbst nationalpolitische Differenzen lassen Alexander und Wilhelm nie den Zugang zueinander verlieren und beide bleiben bis zum Tod Wilhelms miteinander verbunden.

Während Alexander von Humboldt, der extrovertiertere von beiden Brüdern, die Synthese des explosiv sich vermehrenden Einzelwissens über die Naturwissenschaften sucht, stellt der kühl introvertierte – überlegen anmutende Wilhelm von Humboldt seine Fähigkeiten in preußischen Staatsdienst und damit auf Basis der Geisteswissenschaften. Die Unterschiedlichkeit beider Charaktere spiegelt sich besonders in der Zerrissenheit der Epoche – ausgehend vom Vorabend der Französischen Revolution bis zur Zeit der Reaktion der Restauration vor 1848 – wieder. Wilhelm, der als Staatsminister und Gesandter auf ein deutsches Nationalgefühl einer „Kulturnation“ zielt, wird hier von Geier dem „Internationalisten“ Alexander gegenübergestellt, welcher die Revolution der Franzosen von 1789 in ihren Zielen begrüßt. Trotz ihrer augenscheinlichen Differenzen zielen beide Humboldts auf ein Weltbürgertum in staatspolitischer Hinsicht und auf eine Synthese des einzelnen Erfahrenen in wissenschaftlicher Hinsicht ab.

Dieses gleichgewichtige Doppelporträt, welches zwar manchmal an den Berührungspunkten beider Biografien ächze, stelle laut Lütkehaus eine lebendige Anschauung jener Komplementarität dar, die sich in der politischen und wissenschaftlichen Wechselwirkung beider Brüder zueinander äußere. Dieses substanzreiche, oft bewegende Werk Geiers, so der Rezensent, scheue sich nicht, selbst die unterschiedliche Sexualität beider Männer anzusprechen. (phi)

Literaturangaben:
GEIER, MANFRED: Die Brüder Humboldt. Eine Dougrafie. Rowohlt, Reinbek 2009. 349 S., 19,90 Euro.

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