Von Frauke Kaberka
Sein Freund Federico hat's ihm vorgelebt: Er ist auf und davon, um den Sinn des Lebens zu finden. Nun steht Michele selbst vor dieser Entscheidung: Soll er, oder soll er nicht? Es geht ihm prima. Eigentlich hat er alles: Erfolg im Beruf und bei Frauen, eine schicke Wohnung, genügend Geld, um ständig über die Stränge schlagen zu können. Und doch verstärkt sich das Gefühl, dass irgendetwas fehlt. Der italienische Autor Fabio Volo nimmt in seinem neuen Roman „Einfach losfahren“ das „dolce vita“ aufs Korn. Und Micheles Leben ist süß - zu süß, um auf Dauer bekömmlich zu sein.
Er braucht lange, um die Ursache seines Unwohlseins zu begreifen. Und es braucht ein trauriges Ereignis, um Michele aus seiner Leichtlebigkeit zu reißen, die doch eher eine Form der Lethargie ist. Sie hatten ja beide so eine schöne Zeit, er und Federico. Die abendlichen Streifzüge durch Bars und Pizzerias, wo nicht nur der Alkohol reichlich floss, sondern sich auch jede Menge hübscher Mädchen abschleppen ließen - warum sollte man das aufgeben? Doch Federico tat es. Aus heiterem Himmel. Und er fand wahres Lebensglück - eine Zeit lang. Und Michele? Der verliebt sich in Francesca, erobert sie und entliebt sich. Vorübergehend.
Volo, in Italien ein bekannter Bestsellerautor, Filmschauspieler und Moderator, zeichnet seinen Helden zunächst von der strahlenden Seite. Doch dann bröckelt die Fassade, und die Zerrissenheit des erfolgreichen Journalisten kommt zum Vorschein, wozu ein sehr kompliziertes Verhältnis zum Vater und seine vermeintliche Unfähigkeit für eine Dauerbeziehung sicherlich einiges beitragen. Und irgendwann weiß Michele: Die Wurzel allen Übels ist das In-den-Tag- Hineinleben. Und so folgt er Federicos Spuren und lernt zu lieben und zu leben.
Es ist ein recht simpler Plot, aber ein sympathischer. Und das Anliegen Volos ehrenwert, auch wenn das Rezept „Einfach losfahren“ nicht immer umsetzbar und ganz sicher auch nicht immer erfolgreich ist. Michele ist losgefahren und angekommen. Und wie Volo das beschreibt, ist sehr charmant. von der strahlenden Seite. Doch dann bröckelt die Fassade, und die Zerrissenheit des erfolgreichen Journalisten kommt zum Vorschein Und deshalb ist die Lektüre auch empfehlenswert.
Literaturangabe:
VOLO, FABIO: Einfach losfahren. Diogenes Verlag, Zürich 2009. 286 S., 19,90 €.
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