DARMSTADT (BLK) – Im Dezember 2008 erschien das Sachbuch „Einführung in die Fundamentaltheologie“ von Hansjürgen Verweyen in der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft.
Klappentext: Was ist die Grundlage allen Glaubens und aller Religion? Die Fundamentaltheologie verfolgt diese Fragestellungen und versucht, Kerngehalte des Christentums wie die Offenbarung rational fassbar und systematisierbar zu machen. Dabei greifen nicht nur die theologischen Probleme der Konfessionen ineinander, sondern es wird auch ein intensiver Dialog mit der Philosophie gepflegt. Die Grundfragen des christlichen Bekenntnisses sollen also wissenschaftlicher Betrachtung zugänglich gemacht werden, weswegen man die Fundamentaltheologie mit Recht als den Ausgangspunkt und die Basis der Theologie bezeichnen kann. Die Thematik wird hier von dem führenden deutschen Fundamentaltheologen Hansjürgen Verweyen in kompakter und anschaulicher Weise zusammengefasst, wobei auch die praktische Relevanz fundamentaltheoretischer Fragen nicht vernachlässigt wird.
Hansjürgen Verweyen, geb. 1936, ist einer der wichtigsten Theologen der Gegenwart. Professuren in Amerika und Deutschland, eine intensive Publikationstätigkeit (ca. 30 Bücher in deutscher, englischer und italienischer Sprache, mehr als 100 Zeitschriftenartikel) haben ihn sowohl im philosophischen als auch im theologischen Gespräch bekannt gemacht.
Leseprobe:
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I. Begriff und Herkunft der Fundamentaltheologie
1. Zum Begriff „Fundamentaltheologie“
„Das Wort ‚Fundamentaltheologie18’ verleitet zu Missverständnissen. Ist dies eine besonders fundamentalistische Art von Theologie? Hat sich hier – wie z.B. die Anatomie, Orthopädie oder Gynäkologie als Teilgebiete der Medizin – eine besondere ‚Disziplin’ der Theologie neben anderen Einzelfächern wie Dogmatik, Kirchengeschichte oder Exegese entwickelt? In Wirklichkeit ist ‚Fundamentaltheologie’ eine relativ junge Bezeichnung für die erste Form einer wissenschaftlich, und d.h. gerade ‚nicht’ fundamentalistisch betriebenen Theologie überhaupt. Im Christentum wurde diese als Verantwortung des Glaubens vor der allgemeinen Vernunft verstandene Theologie zunächst ‚Apologie’, später ‚Apologetik’ genannt. Um den vor allem nach der Reformation zu beobachtenden Engführungen der Apologetik auf eine bloße, oft sehr polemisch betriebene ‚Glaubensverteidigung’ zu entgehen, gab J.N. Ehrlich 1859 seinem neuen Ansatz den Namen ‚Fundamentaltheologie’, der dann nach und nach die Bezeichnung ‚Apologetik’ völlig verdrängte.
Zur Erklärung des Begriffs Fundamentaltheologie wird zumeist auf eine Stelle aus dem Ersten Paulusbrief verwiesen: ‚Seid jedem gegenüber stets zur ‚Verantwortung’ (‚apologia’) bereit, der von euch ‚Rede und Antwort’ (‚logos’) fordert über die Hoffnung, die in euch ist’ (1 Petr 3,15). Schon hier werden zwei entscheidende Grundbegriffe rationaler Glaubensverantwortung genannt, auch wenn es in diesem Zusammenhang noch nicht um eine wissenschaftliche Verantwortung geht: Die sich im Glauben der Christen ausdrückende Hoffnung beruht auf einem Wort (‚logos’), über das sie eine den Forderungen der allgemeinen Vernunft (‚logos’) entsprechende Antwort (‚apologia’) abgeben können. An der zitierten Stelle handelt es sich um eine Gerichtssituation. Gegen Ende des 1. Jahrhunderts gab das römische Recht grundsätzlich die Chance zur Verteidigung auch solcher religiöser Ansichten, die mit dem kaiserlich überwachten Staatskult unvereinbar erschienen. Eine Verantwortung des Glaubens vor dem Forum säkularer Wissenschaft hatte wenige Jahrzehnte zuvor erstmals ein jüdischer Gelehrter unternommen. Das bringt uns vor die Frage, in welchen Religionen eine rationale Glaubensverantwortung überhaupt zu finden ist und welche Bedingungen für ihr Entstehen wesentlich gewesen sind.“
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Literaturangaben:
VERWEYEN, HANSJÜRGEN: Einführung in die Fundamentaltheologie. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2008. 176 S., 14,90 € (WBG-Preis 9,90 ,€).
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