DARMSTADT (BLK) – Im November 2008 ist von Albert Newen und Markus Schrenk in der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft das Sachbuch „Einführung in die Sprachphilosophie“ erschienen.
Klappentext: Die Sprachphilosophie gehört zu den Grundlagen philosophischer Reflexion. In diesem Band werden ihre wichtigsten Probleme und Strategien erläutert, der Charakter von Sätzen und anderen Elementen der Sprache philosophisch analysiert. Die didaktische Struktur und die überblicksartige Beschreibung der wichtigsten Schulen und Denker machen den Band auch besonders für die Leser interessant, die neu mit der Materie konfrontiert werden.
Albert Newen, geboren 1964, ist Professor für Philosophie an der Universität Tübingen.
Markus Schrenk ist Junior Research Fellow und Lecturer am Worcester College der University of Oxford.
Leseprobe:
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„Die Sprachphilosophie hat ihre Wurzeln einerseits in einer Übertragung von Strukturanalysen mathematischer Sätze auf die Analyse von Sätzen der natürlichen Sprache. Diese Grundidee führte zu der ‚Philosophie der idealen Sprache’ (siehe Kapitel 1), die mit Frege, Russell und dem frühen Wittgenstein die Sprachphilosophie zu Beginn des 20. Jahrhunderts ausmachte. Carnap hat dann in den 30er Jahren einen Standard für diese Strömung geschaffen, der bis in die 60er Jahre Bestand hatte. Andererseits ist die Sprachphilosophie durch eine genaue Beobachtung des Alltagsgebrauchs unserer Ausdrücke inspiriert worden. Diese Zugangsweise ist mit dem späten Wittgenstein prominent geworden und dominierte als ‚Philosophie der normalen Sprache’ (siehe Kapitel 2) die Sprachphilosophie von den 40er bis in die 60er Jahre hinein. Im Kontext der Philosophie der idealen Sprache hat Tarski einen Vorschlag gemacht, wie die Bedeutung des Prädikats ‚( ) ist wahr’ für formale Sprachen angegeben werden kann. Diese Grundidee ist von Davidson dann verwendet worden, um eine Bedeutungstheorie zu entwickeln, nämlich eine ‚Theorie der Wahrheitsbedingungen’ (siehe Kapitel 3). Diese kann als Symbiose von Philosophie der idealen und der normalen Sprache bewertet werden: Einerseits ist die Angabe von Wahrheitsbedingungen weiterhin durch logische Strukturanalysen vermittelt, andererseits werden jedoch bei der Interpretation einer Äußerung systematisch die Verwendungszusammenhänge in einer Sprachgemeinschaft berücksichtigt. Über Davidson hinausgehend ist eine weitere Grundströmung von Bedeutungstheorien durch das Anliegen geprägt, die Bedeutung von Ausdrücken als eine natürliche Eigenschaft zu erklären: ‚die naturalistischen Bedeutungstheorien’ (Kapitel 4). Dazu zählt Quines Theorie der Reizbedeutung, mit der die Bedeutung eines Ausdrucks auf Reizzustände (sensorische Zustände) und Verhaltensneigungen zurückgeführt wird, sowie die Theorie der Sprecherintentionen von Grice. Sprecherintentionen werden von Grice letztlich als durch Hirnzustände explizierbar vorausgesetzt und seine Aufgabe sieht er vor allem darin, die Bedeutung von Äußerungen auf die Absichten (Intentionen) des Sprechers zurückzuführen. So entwickelt er eine subjektivistische Bedeutungstheorie als eine spezielle Form einer naturalistischen Bedeutungstheorie.“
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Literaturangaben:
NEWEN, ALBERT / SCHRENK, MARKUS: Einführung in die Sprachphilosophie. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2008. 176 S., 9,90 €.
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