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Empörung über Anne-Frank-Roman

Anne-Frank-Stiftung kritisiert den Roman einer britischen Schriftstellerin

© Die Berliner Literaturkritik, 22.06.10

AMSTERDAM (BLK) - Die Anne-Frank-Stiftung hat einen Roman einer britischen Autorin kritisiert, in dem das junge jüdische Mädchen in seinem Hinterhausversteck Sex hat. „Das ist geschmacklos, es fehlen einem die Worte“, sagte am Montag eine Sprecherin der Stiftung in Amsterdam. „Das sieht sehr nach Sensationshascherei unter Missbrauch des Namens von Anne Frank aus.“

Die Stiftung reagierte damit auf die Ankündigung des Buches „Annexed“ der britisch-asiatischen Autorin Sharon Dogar. Laut Medienberichten dichtete die Autorin Anne Frank, die 1945 mit 15 Jahren im Konzentrationslager Bergen-Belsen starb, eine sexuelle Beziehung zu dem knapp drei Jahre älteren jüdischen Jungen Peter van Pels an. Er lebte mit seinen Eltern und der Familie Frank in dem Versteck im Hinterhaus der Prinsengracht 263, in dem sich acht Juden vom Sommer 1942 bis zu ihrer Verhaftung am 4. August 1944 vor den Nazis verborgen hatten.

Dogar hatte Annes weltberühmtes Tagebuch über ihre Zeit im Versteck für ihren Roman herangezogen. In dem Tagebuch habe das Mädchen zwar berichtet, dass es sich in Peter verliebt habe, aber es gebe keinerlei Hinweis auf eine sexuelle Beziehung, sagte die Sprecherin der Anne-Frank-Stiftung. „Es ist ein schönes, offenherziges und reines Tagebuch.“

Auch Buddy Elias, der einzige Neffe Anne Franks, der noch am Leben ist, kritisierte den Roman, der vom britischen Verlag Andersen Press veröffentlicht wird. „Anne war nicht das Kind, als das sie in diesem Buch dargestellt wird“, sagte er der Londoner „Sunday Times“. „Ich glaube auch nicht, dass ihr schreckliches Schicksal für eine fiktive Geschichte verwendet werden sollte.“ Der Roman „Annexed“ geht nach Verlagsangaben zeitlich über den Zeitpunkt der Verhaftung der versteckten Juden hinaus und erzählt von Peter van Pels’ Schicksal im Konzentrationslager Auschwitz.

Von den acht „Untergetauchten“ in der Prinsengracht hatte allein Annes Vater Otto Frank die Konzentrationslager überlebt. Er veröffentlichte später die Aufzeichnungen seiner Tochter. Unter dem Titel „Das Hinterhaus“ wurden sie weltberühmt und erschienen in zahlreichen Sprachen. (dpa/ton)

Weblink:

Anne-Frank-Stiftung


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