DARMSTADT (BLK) – Im August 2008 ist das Sachbuch „Platonismus“ des Philosophen Karl Albert bei der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft (WBG) erschienen.
Klappentext: Dieses Werk kann man als kurzgefasste Summe eines langen Gelehrtenlebens bezeichnen: der bekannte Philosoph und Theologe Karl Albert zeichnet die große Wirkung platonischen Gedankenguts in der abendländischen Geistesgeschichte nach. Dabei wird deutlich, wie sehr das Denken Platons alle nachfolgenden Philosophien beeinflusst hat. In klarer und verständlicher Weise, vor dem Hintergrund eines großen Wissensschatzes, schreitet er die Stationen der Aufnahme platonischer Gedanken ab: in der Antike, dem Mittelalter und der Neuzeit, bei Denkern wie Apuleius, Plotin, Augustinus, Meister Eckart, Ficino, Hegel, und Heidegger. Entstanden ist so nicht nur eine großartige Wirkungsgeschichte und eine Erzählung über einen Grundstrang unserer Philosophiegeschichte, sondern auch ein Bild des abendländischen Menschen.
Karl Albert, geb. 1921, lehrte zuletzt von 1973 – 1980 Philosophie an der Pädagogischen Hochschule Rheinland, 1980 – 1987 bis zu seiner Emeritierung an der Bergischen Universität Wuppertal. Zahlreiche Veröffentlichungen zu allen Themenbereichen der Philosophie. Bei der WBG erschien von ihm: Einführung in die philosophische Mystik (1996). (vol)
Leseprobe:
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„Eine weitere Übereinstimmung zwischen der Philosophie Platons und der von Lavelle findet sich im Begriff der höchsten Idee, dem Begriff des Guten oder des Guten selbst. Lavelle deutet in seiner Wertphilosophie den Platonischen Begriff des Guten als Identität von Sein und Wert und stellt sich dabei an die Seite Platons: ‘Die Identität des Wertes und des Seins ist mit großer Kraft von Platon aufgewiesen worden, obwohl er in einem berühmten und vielzitierten, aber auch viel missbrauchten Text, das Gute noch über das Sein stellt, denn das Sein, um das es sich dort handelt, muss allein von der Realität und der Existenz verstanden werden. Lavelle behandelt und unterscheidet nämlich in seiner ‘Einführung in die Ontologie’ drei Begriffe: Das Sein, die Existenz und die Realität. Die Realität ist die Vielheit der Dinge, die Existenz das im Bewusstsein erfahrene Dasein. Das Sein aber steht über Realität und Existenz, verleiht Sinn Gehalt, Bestand. Wenn allerdings Platon behauptet, das Gute stehe noch über dem Sein, so ist nicht der gerade angedeutete Seinsbegriff gemeint, sondern das konkrete Sein des jeweils einzelnen Seienden, die Realität, nicht das überreale Sein. Das überreale Sein ist mit dem Guten als dem höchsten Wert identisch.
Wenn Lavelle mit Platon Sein und Wert gleichsetzt, Ontologie mit Axiologie identifiziert, so trennt er sich damit von der gleichzeitig in Deutschland seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts herrschenden Wertphilosophie, deren Anhänger zwischen den Begriffen Sein und Wert einen grundsätzlichen Unterschied machten.“ (aus: Platonisches in der Lebensphilosophie Louis Lavelles)
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Literaturangaben:
ALBERT, KARL: Platonismus. Weg und Wesen abendländischen Philosophierens. WBG, Darmstadt 2008. 144 S., 19,90 €.
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