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Ernst Jüngers Liebe zu Klebebändern

Blätter verklebten, Klebstoffe verfärbten das Papier und Schriften verlören die Farbe

© Die Berliner Literaturkritik, 05.11.08

 

MARBACH AM NECKAR (BLK) – Das Deutsche Literaturarchiv hat ein großes Problem mit Selbstklebebändern. Im Nachlass des Schriftstellers Ernst Jünger (1895-1998) etwa, der in Marbach aufbewahrt und erforscht wird, wimmele es von Klebebändern, die aber Papier und Schrift erheblich schädigten, teilte die Deutsche Schillergesellschaft am Mittwoch (5. November 2008) in Marbach mit. Blätter verklebten, Klebstoffe verfärbten das Papier und Schriften verlören die Farbe – und das obwohl die Klebestreifen nicht selten als „dokumentenecht“ gekennzeichnet seien. Am Beispiel der Jünger-Hinterlassenschaften werde nun eine Expertengruppe nach Lösungen forschen, hieß es.

In vielen Phasen seines Lebens habe Jünger die Leidenschaft gehabt, nahezu jedes Blatt seiner Aufzeichnungen mit getrockneten Blüten, Blättern oder auch Insekten zu verzieren, die er mit Klebestreifen fixierte. „Bei frühen Manuskripten wurden nur einzelne Blätter beklebt, bei den späteren ist fast jedes Blatt betroffen“, berichtete das Literaturarchiv. Manche Klebestreifen seien beschriftet oder umrandet.

Viele Blätter im Jüngerschen Nachlass wiesen typische Schäden auf, die erst durch Selbstklebebänder entstünden. Darüber hinaus seien viele Blätter vielfach miteinander verklebt. In den Laboren der Tesa AG (Hamburg) sollen die Klebebänder auf ihre chemische Zusammensetzung hin analysiert werden. Das Archiv erhofft sich von dem Forschungsprojekt Lösungsvorschläge, wie zukünftig mit Klebebändern in Kulturbeständen umgegangen werden sollte, wenn sie – wie bei Jünger – unmittelbar ein Teil des Objektes sind und zur Geschichte des Bestandes gehören. (dpa/bah)


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