BRÜSSEL (BLK) - Die umfangreiche Digitalisierung von Büchern soll in Europa nach dem Willen der EU-Kommission mit neuen Regeln zum Urheberrecht vorangetrieben werden. „Wenn wir zu langsam digital werden, könnte die Kultur Europas in Zukunft darunter leiden“, hieß es am Montag in Brüssel in einer gemeinsamen Mitteilung von EU-Medienkommissarin Viviane Reding und Binnenmarktkommissar Charlie McCreevy. In einem zweitägigen Treffen mit Experten will sich die Behörde mit den Folgen der vor allem von Google betriebenen Digitalisierung urheberrechtlich geschützter Bücher auf Europa befassen.
Eine „europäische Lösung“ solle „frischen Wind“ in die Diskussion bringen und „jedem Bürger mit einer Internetverbindung Zugang zu Millionen von Büchern ermöglichen, die heutzutage in verstaubten Regalen versteckt sind“, erklärten die Kommissare.
Hintergrund der Anhörung, die am Montag in Brüssel begann, ist ein Vergleich zwischen dem Internetkonzern Google und US-Autorenverbänden in den USA, der auch in Europa für Aufsehen und Kritik sorgte. Die Vereinbarung sieht vor, dass Google gegen eine Zahlung von 125 Millionen Dollar auch Copyright-geschützte Bücher für die Online-Suche ins Netz stellen darf. Zwar soll der Vergleich nur in den USA gelten, jedoch sind unter den dort eingescannten Büchern auch Millionen Werke nicht-amerikanischer Autoren.
Die beiden EU-Kommissare betonten dazu in ihrer Mitteilung, dass die europäische Gesetzgebung in Sachen Copyright sehr fragmentiert sei - insbesondere was Bücher angeht, die nicht mehr gedruckt werden. Reding hatte schon Anfang Juli gefordert, neue EU-Regeln zu schaffen, um die Buch-Digitalisierung zu fördern.
Nach US-Vorbild favorisiert sie eine Europa-weite „Book Rights Registry“. Dieses Register sammelt Informationen über die Rechteinhaber und verteilt die Einnahmen für digitalisierte Bücher. Dabei geht es um Werke, die nicht mehr gedruckt und somit im Handel nicht mehr erhältlich, oft aber noch urheberrechtlich geschützt sind. (dpa/hel)