KASSEL (BLK) – Der Schriftsteller und Zeichner F. W. Bernstein ist mit dem Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor geehrt worden. Bernstein, mit bürgerlichem Namen Fritz Weigle, verknüpfe „mit artistischer Leichtigkeit Poesie und Nonsens, Anmut und Sprachkritik, altmeisterlichen Formsinn und Modernität“, hieß es bei der Preisverleihung am Samstag (16. Februar 2008) von der Jury. Der Stiftungsrat sah ihn „schon zu Lebzeiten im ‚Walhalla der Komischen Künste’“. Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert. Der „Förderpreis Komische Literatur“ wurde an Philipp Tingler („Hübsche Versuche“) überreicht.
Bernsteins Werk sei von Offenheit und Erotik geprägt, sagte der Laudator, der Züricher Journalist Thomas Bodmer. „Damit hat er das begründet, was wir heute als Neue Frankfurter Schule verehren.“ Gemeinsam mit Robert Gernhardt und F. K. Waechter habe Bernstein den deutschen Humor neu erfunden, wobei er sich aber immer im Hintergrund gehalten habe: „F. W. Bernstein gehört zu den Menschen, für die einst der Scheffel erfunden wurde, damit sie ihr Licht drunterstellen können.“ Er halte es mit Waechter: „Der sagte einmal: ‚Die Zeit wird zeigen, dass F. W. Bernstein der bedeutendste von uns Dreien war.’“
Bernstein dankte der Jury, vor allem aber seiner Frau, „die jetzt mit einem Preisträger auskommen muss“. Der Satiriker und Karikaturist kleidete seine Dankesrede zum Teil in ein Gedicht, in dem er sein Unbehagen äußerte, in einer Reihe mit den „alten Meistern“, den bisherigen Preisträgern, zu stehen. Der Literaturpreis für grotesken Humor wurde zum ersten Mal 1985, damals an Loriot, vergeben. Zu den Preisträgern gehörten auch Robert Gernhardt, Hanns Dieter Hüsch und im vergangenen Jahr Gerhard Polt. (dpa/wip)
Porträt
Die Kritiker und die Elche: Der Satiriker F. W. Bernstein
KASSEL (BLK) – Sein bekanntestes Zitat wird gern seinem alten Freund Robert Gernhardt (1937-2006) oder sogar Kurt Tucholsky zugeschrieben: „Die schärfsten Kritiker der Elche waren früher selber welche.“ Entstanden ist das Bonmot vor mehr als 40 Jahren auf einer Autofahrt von Bernstein, Gernhardt und dem Karikaturisten F. K. Waechter (1937-2005). Alle drei Protagonisten der „Neuen Frankfurter Schule“ arbeiteten jahrzehntelang zusammen, unter anderem in den Satirezeitschriften „Pardon“ und „Titanic“.
Bernstein wurde 1938 als Fritz Weigle im schwäbischen Göppingen geboren. An der Stuttgarter Kunstakademie lernte er Gernhardt kennen, beide gingen 1958 an die Hochschule für Bildende Künste in Berlin. Nach einer Ausbildung zum Kunsterzieher und einem Graphik- und Germanistikstudium unterrichtete er zunächst in Frankfurt und Bad Homburg, später in Göttingen. Bis zu seiner Pensionierung 1999 war er Professor an der Hochschule der Künste in Berlin. Der Lyriker, Grafiker und Satiriker Bernstein, der in wenigen Tagen 70 Jahre alt wird, lebt in Berlin. (dpa/wip)