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Fontane-Festspiele im Mai 2010

Die Veranstaltungen sollen im Zeichen der Reiseliteratur stehen.

© Die Berliner Literaturkritik, 14.07.09

Von Imke Hendrich

NEURUPPIN (BLK) — „Die Schönheit ist da; man muss nur ein Auge dafür haben oder es wenigstens nicht absichtlich verschließen“ — schrieb einst Theodor Fontane (1819-1898). Viel über die Schönheit von Bauten, Menschen und Landschaften hat der Dichter einst in seinen berühmten „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ berichtet und so der Region mit seiner Heimatstadt Neuruppin ein literarisches Denkmal gesetzt. Noch heute ist das Werk ein beliebter Reiseführer. Auch daher sollen die ersten Fontane-Festspiele, die die Stadt Neuruppin im Mai 2010 veranstaltet, ganz im Zeichen der Reiseliteratur stehen.

„Wir wollen diese Seite Fontanes bekannter machen, es wird aber keine reine Literaturveranstaltung“, sagt Bürgermeister Jens-Peter Golde (Pro Ruppin). Am Montagabend (13.7.) segneten die Stadtverordneten der „Fontanestadt“ das Konzept ab. Neben einem internationalen Treffen von Reiseschriftstellern sind Lesungen, Theateraufführungen oder auch ein Open-Air-Event geplant. Nun drängt die Zeit. Es gibt schon jetzt zweifelnde Stimmen, ob das Großprojekt so schnell gelingen kann.

Golde jedenfalls ist voller Zuversicht. Er hatte einmal eingeräumt, dass die knapp 33.000-Einwohner-Stadt „bislang viel zu wenig aus der kulturellen Verpflichtung als Geburtsort Theodor Fontanes gemacht“ habe. Alle zwei Jahre sollen Fontane-Festspiele Gäste aus ganz Deutschland locken. „Damit werden wir Fontane den Menschen näher bringen, ihn zu einem Markenzeichnen der Region machen und das hiesige künstlerische Potenzial zusammenbringen.“ 100.000 € seien für die ersten Festspiele im Haushalt eingestellt.

Die Gestaltung ist in den Händen von drei Künstlern aus der Region, darunter Frank Matthus, Sohn des Komponisten Siegfried Matthus. „Fontane-Festspiele bieten die Möglichkeit, sogenannte strukturschwache Regionen aus einer anderen Perspektive wahrzunehmen“, meint Matthus junior.

Was von dem Konzept für die Festspiele schon im kommenden Jahr vollständig umgesetzt werden kann, ist laut Matthus noch nicht klar. So werde das Open-Air-Event — ein szenisches Oratorium zur Fontane-Novelle „Grete Minde“ — komplett erst 2012 aufgeführt werden können. Die Theodor Fontane Gesellschaft begrüßt das Festspiel-Projekt und steht als „engagierter Berater“ bereit, wie Vorsitzender Hubertus Fischer betont. Es sei wichtig, neu über Fontane nachzudenken. „Fontane ist nicht nur Effi Briest.“

In Neuruppin besaß Fontanes Vater die „Löwen-Apotheke“, in dem noch heute erhaltenen Haus wurde der Schriftsteller geboren. 1827 zog die Familie nach Swinemünde. Fontane weilte noch einmal 1832/1833 in Neuruppin und besuchte dort das Gymnasium. Ein ungespaltenes Liebesverhältnis zu seiner Heimat hatte er aber nicht. So befand Fontane, der Rock sei seiner Geburtsstadt zu groß und meinte damit die „bedenklich raumverschwendende Anlage“ von Straßen und Plätzen.

Und anno 1864 schrieb der Apotheker und Hugenotte über die Region: „Es ist mit der märkischen Natur wie mit manchen Frauen. Auch die hässlichste, sagt das Sprichwort, hat immer noch sieben Schönheiten. Ganz so ist es mit dem Land zwischen Oder und Elbe.“ Man müsse die Schönheit nur zu finden verstehen.


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