HAMBURG (BLK) – Der Schriftsteller Frido Mann ist aus der katholischen Kirche ausgetreten. Der Enkel des Literaturnobelpreisträgers Thomas Mann verwies darauf, dass Papst Benedikt XVI. die Exkommunikation des Holocaust-Leugners Bischof Richard Williamson von der erzkonservativen Piusbruderschaft aufgehoben hat. „Es käme einer Selbstlüge und einer Heuchelei gleich, würde ich weiterhin einer Kirche mit einem so zynisch menschenverachtend handelnden Oberhaupt angehören“, hieß es am Montag in einer Mitteilung Frido Manns. „Diese Rehabilitation von notorischen Antisemiten empfinde ich als eine Kriegserklärung ausgerechnet eines deutschen Stellvertreters Christi an das Judentum und als eine Verhöhnung des unsaglichen Leidens dieses Volkes.“ Auch dem Verlag Rowohlt, bei dem seine Biografie „Achterbahn“ erschienen ist, teilte er diese Entscheidung mit.
Die römisch-katholische Kirche ist in Manns Augen „seit dem unseligen Pontifikat Johannes Pauls II.“ zu einem „alterschwach verknöcherten Potemkinschen Macht- und Überwachungszentrum erstarrt“. Schon in dieser Zeit habe er sich von der Kirche distanziert. „Die Wahl Ratzingers als dessen Nachfolger und dessen mindestens so unglaubwürdiger Führungsstil drängte mich immer tiefer in die innere Emigration trotz bleibender äußerer Zugehörigkeit“, schrieb er. „Dies änderte sich jedoch schlagartig in der vergangenen Woche, als Benedikt XVI. die Exkommunikation vier römisch-katholischer Bischöfe aufhob, von denen zwei sich wiederholt mit der Leugnung des Holocaust an 6 Millionen Juden hervorgetan hatten.“ (dpa/phi)
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