Von Antje Lauschner
WEIMAR (blk) - Goethes Wohnhaus am Weimarer Frauenplan rüstet sich für die Zukunft. „Mit einer neuen Dauerausstellung wollen wir frischen Wind in das Literaturmuseum bringen“, sagte Wolfgang Holler, Generaldirektor der Museen der Klassik Stiftung Weimar, in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa.
Am 28. August 2012, dem 263. Geburtstag des Dichters, Staatsmannes und Naturforschers Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) soll die Ausstellung stehen - und mit ihr ein völlig neues Konzept der Besucherbetreuung und -führung. „Dann wird wieder das schöne, große Hoftor Haupteingang sein, der Besucher muss nicht mehr durch eine Pforte in das Nationalmuseum samt Dichterwohnhaus schlüpfen“, sagte Holler.
Mit der neuen Ausstellung reagieren die Wissenschaftler auf veränderte Besucheransprüche. „Wir haben gemerkt, dass die Resonanz vom Publikum nicht mehr da war, die Gestaltung nicht mehr auf dem Stand der Zeit.“ Vor allem Jugendliche hätten mit der bisherigen Konzeption nicht viel anfangen können. 1999 zum Europäischen Kulturstadtjahr eröffnet, habe die Ausstellung rund zehn Jahre in einer Vielzahl an Themen, Kapiteln und Figuren das Phänomen der Weimarer Klassik auf einzigartige Weise dokumentiert. „Ausstellung und Technik waren jetzt verschlissen.“
Die neue Dauerausstellung solle sich thematisch ganz auf Goethe konzentrieren und alles von Goethe aus deuten. Die Themen: „Was für Goethe und seine Zeit um 1800 sehr wichtig war und für uns heute noch eine Bewandtnis hat“, sagte Holler, der seit eineinhalb Jahren die Museen und Gedenkstätten der zweitgrößten deutschen Kulturstiftung leitet. Schüler müssten ebenso bedient werden wie Bildungsbürger und Literaturexperten.
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Jährlich pilgern bis zu 180.000 Menschen aus aller Welt durch die original eingerichteten Wohn- und Arbeitsräume der Goethe-Familie und ihres Hausgartens. Es kommen immer weniger Besucher aus Verehrung des Dichters, aber immer mehr, die den Dichter erst für sich entdecken. In zehn Räumen sollen die Themen Genie, Macht/Gewalt, Erinnerung, Natur, Kunst und Literatur den Besuchern nahegebracht werden. „Über einen Komplex Freiheit diskutieren wir gerade.“ Der Hofrock Goethes mit Falkenorden, napoleonischen und russischen Orden stehe beispielsweise für Macht und Gewalt. „Goethe war als erster Minister auch ein Mann der Staatsgewalt.“ Seine überstürzte Flucht nach Italien, das war ein Weg in die Freiheit, erklärte Holler.
Etwa 250 Exponate aus eigenem Bestand, sparsame schriftliche Erklärungen, Einführungsfilm, Audio-Guide, eventuell auch i-Pod-Anwendungen sollen den Dichterfürsten in seinen Facetten sichtbar machen.
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Goethe-Nationalmuseum